Konzerte und Ausstellung:Klang bauen

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Das Medienkunstfestival "lab30" holt zum 14. Mal Sound-Entwickler und Computer-Bastler nach Augsburg

Von Yvonne Poppek

Die Fragen waren durchaus berechtigt. Sollten sie sich auch eine Bühne hinstellen? Und ein Mikrofon? Und die Künstler von dort oben herab ihre Arbeiten erklären lassen? Das klassische Künstlergespräch also, das auf so vielen Veranstaltungen praktiziert wird. Die Organisatoren des Medienkunstfestivals "lab30 - Augsburger Kunstlabor" haben die Idee letztlich verworfen. Denn die Gespräche, sagt Projektleiterin Barbara Friedrichs vom Kulturamt, die gibt es sowieso. Weil alle Künstler während des Festivals anwesend sind. Weil sie alle ihre Arbeiten betreuen. Und weil die Neugier, wie denn die Arbeiten schon rein technisch funktionieren, das Publikum ohnehin motiviert, Fragen zu stellen.

Niederschwellig, uneitel, interaktiv - so ist das Festival ausgelegt, das nun schon zum 14. Mal in Augsburg stattfinden wird. Und darauf ist man stolz. Von Donnerstag, 29. Oktober, bis zum Sonntag, 1. November, kommen die Medienkünstler, die Sound-Entwickler, Computer- und Technik-Grenzgänger wieder ins Kunsthaus Abraxas und erstmals auch in die Kirche St. Thaddäus, um Konzerte zu geben und ihre Arbeiten in der Kunstausstellung zu präsentieren. Ein Treffen im realen Raum sozusagen. Fast schon anachronistisch.

Knapp 150 Einreichungen habe es dieses Jahr für das international besetzte Festival gegeben, sagt Friedrichs. Die Ausschreibung ist vergleichsweise offen gehalten, eine thematische Vorgabe existiert nicht. Und doch mache sich eine Strömung bemerkbar, findet die Projektleiterin. Ein Hang zum Handwerklichen, zum "Do it yourself". Das zeigt sich beispielsweise gleich beim ersten Konzert: Die Kanadierin Myriam Bleau kommt mit ihrer Performance "Soft Revolvers". Dafür hat sie vier Acryl-Kreisel gebaut, die einerseits technoiden Sound erzeugen, andererseits als Leuchtringe visuelle Effekte. Bleau bringt die Kreisel in Schwung, mal langsam, mal heftig, in unterschiedlicher Reihenfolge und Parallelität. Die Sounds legen sich übereinander, vermischen sich stets neu. Zugleich zucken die Lichter der Kreisel durchs Dunkle und erinnern an die alten LPs - in futuristischer Version.

Ebenfalls äußerst handwerklich geht der Niederländer Yuri Landman vor, der für seine Solo-Shows eigens Instrumente aus Holz, Saiten, Metallstangen und Elektromotoren entwickelt hat. In Augsburg selbst will er noch weiter an seinem Instrumentarium basteln. Mit PET-Flaschen. Auch das Carbophon des Kölners Andreas Oskar Hirsch ist ein Eigenprodukt. Das Zupfinstrument aus Carbonstäben mit seiner verspielten Optik aus Rechenschieber und Spieluhr wird in Augsburg erstmals präsentiert.

Für die Kunstlabor-Ausstellung, die parallel zu den Konzerten läuft, haben die Kuratoren diesmal 17 Arbeiten ausgewählt. Arbeiten zum Anfassen. Solche, die einen Perspektivenwechsel einfordern, indem sie die Betrachter in eine aktive Rolle drängen. Etwa wie der so simple wie raffinierte "Digigripper" des Kasslers Olaf Val. Er hat ein überdimensionales Display gebaut, dessen Leuchtpunkte als Griffe und Tritte fungieren. Doch nur die Punkte, die leuchten, geben Halt. Wer klettert, ist plötzlich in einem real gewordenen Jump'n'Run-Spiel.

Zum Kunstlabor gehören auch Workshops, in denen beispielsweise Apparate gebaut werden, die Twittermeldungen akustisch wiedergeben. Und auch die Clubabende. Hier sollen Künstler und Publikum wieder zusammenkommen. Ganz zwanglos. Zum Gespräch, für das man bei lab30 weder Bühne noch Mikro braucht.

lab30 - 14. Augsburger Kunstlabor , Donnerstag, 29. Oktober, bis Sonntag, 1. November, Kunsthaus Abraxas, Augsburg

© SZ vom 28.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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