Klassik:Tüpfelchen auf dem Ypsilon

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Die Münchner Symphoniker setzen auf neue Konzertformate

Von Rita Argauer, München

Die Münchner Symphoniker haben sich nun "Rock-Dots" zugelegt. Dieser Ausdruck bezeichnet eigentlich die verirrten Ü-Pünktchen, die sich Bands wie Mötley Crüe oder Motörhead auf die englischen Vokale gesetzt haben, um eine Spur deutscher und damit fieser und härter zu wirken. Bei dem Münchner Orchester geht es mit neuen Pünktchen auf dem Ypsilon im Logo aber mehr um Sprachmelodie als um Härte: Münchner Sÿmphoniker schreiben sie sich nun. Doch der Bezug zur Popmusik passt zur kommenden Saison, die Intendantin Annette Josef und Chefdirigent Kevin John Edusei bei einem Pressegespräch am Dienstag vorstellten.

Noch einmal verstärkt setzt das Orchester auf weiter gedachte Konzertformate, die sich in Programm und Aufmachung ästhetisch der Darbietung von Popmusik annähern. "Wie kann das Format Konzert zeitgemäßer gedacht werden?", formuliert das Annette Josef. Die zwei Aboreihen, die künftig aufgrund der Europäischen Vergabeordnung für Dienstleister erstmals vom Orchester selbst im Herkulessaal veranstaltet werden, werden dafür je unter ein Motto gestellt. Die Matinee-Konzerte widmen sich dabei verstärkt Persönlichkeiten der Musikgeschichte und zeichnen musikalische Porträts, etwa von Clara Schumann oder Beethovens Lehrern.

Die sieben Konzerte der Abendreihe setzen dagegen thematische Schwerpunkte. Etwa gleich zu Beginn der Saison, wenn am 19. Oktober unter dem Titel "Nobody knows" Musik von Bernd Alois Zimmerman, Duke Ellington, Antonín Dvořák und dem britischen Komponisten Samuel Coleridge-Taylor aufeinander trifft. Seit Edusei Chef der Symphoniker ist, wird - auch in Formaten wie der "Hörbar" im Technikum, die ebenfalls fortgesetzt werden - Zugängliches mit Ungewöhnlichem vermischt. Schön ist dabei, dass das nicht der bloßen Eventisierung dient. Für die Konzeption eines Konzerts sei es nötig, in der "Gesamtheit darüber nachzudenken", sagt Annette Josef, denn man richte sich eben nicht mehr nur an Menschen, die sich ausschließlich für klassische Musik interessieren. Vielmehr gibt es klug konzipierte Programme, in denen Edusei die Chance nutzen werde, "Konzerte aus einem Guss heraus zu denken".

© SZ vom 14.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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