Klassik:Partnersuche

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Der Münchener Bach-Chor braucht Sponsoren

Von Rita Argauer, München

Der Münchener Bach-Chor lässt sich schwer einordnen. Amphibienhaft schwankt die Ausrichtung nun seit mehr als 60 Jahren zwischen Professionalität und dem Laienmusik-Bereich. Doch die Menschen, ob sie nun Sponsoren, Wirtschaftler oder Zuhörer sind, haben ein gewisses Faible für Schubladen und Ordnungen. Über dem Münchener Bach-Chor schwebte lange fast schützend der auratische Ruf seines früheren Leiters Karl Richter. Etwas, das das Ensemble ein bisschen von den Verpflichtungen und Erwartungen des normalen Konzertbetriebs entband. Nach Richters Tod 1981 aber konnte der Chor nicht wieder an die früheren Erfolge anknüpfen. 2005 wählte man den jungen Dirigenten Hansjörg Albrecht als neuen Leiter. Der Musiker, der auch in der Neuen Musik zu Hause ist, versucht seitdem, den Chor ein wenig aus der strengen Fokussierung auf Bach zu lösen. Er führte neue Formate ein und verknüpft die Musik Bachs mit anderen Epochen.

Doch in dieser künstlerischen Umstrukturierung spürt das traditionsreiche Ensemble nun seinen seltsamen Status zwischen Professionalität und Laienchor stärker - und zwar auch finanziell. Denn der Chor ist als gemeinnütziger Verein angelegt, die Arbeit der Sänger geschieht ehrenamtlich, sie arbeiten alle in nicht-künstlerischen Berufen. Und dennoch werden Konzerte im durchaus professionellen Bereich gegeben. Nun wünscht sich der Vorstand jedoch, auch die Verwaltung des Chores - schon wegen der künstlerischen Neuerungen - auf ein professionelleres Niveau zu heben: "Das soll gerne diesen ehrenamtlichen Charme behalten", erklärt der Vorsitzende Philipp Eder, dennoch wolle man in der Organisationsstruktur nun einen Schritt weiter gehen. Um das zu finanzieren, sucht der Chor einen Sponsor.

"Es ist im freien Markt nicht so attraktiv einen Kopierer zu bezahlen", sagt Eder einsichtig. Doch der Münchener Bach-Chor bräuchte nun eben gerade eine finanzielle Unterstützung im organisatorischen Bereich. Prestige ist eine wichtige Sache. Nicht nur in der Kunst, auch für Firmen, die sich gerne mit Kunst schmücken, wie etwa all die Unternehmen, die die Bayerische Staatsoper unterstützen. Doch für Eder sei die "Kulturmarke" des Bach-Chors gerade eine Chance für mittelständige Unternehmen, sich präsenter zu positionieren als hinter den großen Namen bei den ganz großen Kultureinrichtungen. "Wir könnten mit einem Unternehmen ganz individuell und kreativ Konzepte der Positionierung entwickeln", hofft er. Ein einleuchtender Gedanke, der dem Chor Auftrieb geben soll.

Denn die neue Ausrichtung, etwa in Formaten wie dem Jugendprogramm "Speed-Dating mit Bach" oder dem Ansatz des künstlerischen Leiters Hansjörg Albrecht, den Blick auch ab und an auf andere Komponisten zu lenken, braucht eine funktionierende organisatorische Struktur im Hintergrund, die schnell agieren kann. Momentan arbeitet auch die organisatorische Seite des Vereins hauptsächlich ehrenamtlich. Die Zuwendungen von Sponsoren und dem Land Bayern befinden sich alle im niedrigen fünfstelligen Bereich. Bei einem Ensemble, das in professionellen Konzertsituationen auftritt, ist das im Vergleich zur normalen Klassik-Szene verschwindend wenig. So werden derzeit kleine Positionen wie etwa der Telefonanschluss oder besagter Kopierer noch privat abgedeckt, doch Eder möchte nun gerne den Schritt, der "eine Organisationsstufe höher geht", gehen. Dafür sucht er nun einen Partner.

© SZ vom 25.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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