Klassik:Mit vollen Händen

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Er spielt wieder: Nach einer schweren Handverletzung ist Josef Bulva zurück am Flügel. (Foto: For Artists GmbH)

Josef Bulva ist Pianist, Society-Liebling und ehemaliger Partylöwe: Am Montag spielt er für den Hilfsverein Nymphenburg

Von Barbara Doll

München findet Josef Bulva uneingeschränkt toll. Nicht nur, weil es neben Wien die zweite Musikhauptstadt Europas ist. Der tschechische Pianist schätzt "das hohe Niveau in allem, was stattfindet", die Sicherheit und "den bürgerlichen Standard". Außerdem werde man in München - ganz im Gegensatz zu London oder Paris - nicht als Armer wahrgenommen, wenn man sein Mittagessen für fünf Euro beim Metzger am Stehtisch isst.

Bulva hat von 1972 bis 1996 in München gelebt. In seiner Heimat, der damaligen Tschechoslowakei, war der 1943 Geborene ein Wunderknabe und gefeierter Staatskünstler, bis er die luxemburgische Staatsbürgerschaft annahm und nach München übersiedelte. Weil er "vorsätzlich nie heiraten wollte", konnte er sich intensiver ums Nacht- und Gesellschaftsleben kümmern. Er knüpfte Kontakte - mit Bankern, Verlegern, Politikern: "Wir waren die Leute, über die man schrieb."

Auch das Oberhaupt des Hauses Wittelsbach, Herzog Franz von Bayern, lernte Bulva damals kennen. Diese Verbindung führt den Pianisten für ein Benefizkonzert am 3. April wieder nach München. Im Herkulessaal wird er zugunsten des Hilfsvereins Nymphenburg unter der Schirmherrschaft von Herzog Franz spielen. Um die Projekte des Vereins zu unterstützen, verzichtet Josef Bulva auf seine Gage - und auch, um den Verein bekannter zu machen. Dass dieser nur wenigen Münchnern geläufig sei, liege auch am Understatement von Herzog Franz von Bayern.

Der Hilfsverein Nymphenburg geht auf das Engagement der Familie Bayern insbesondere in osteuropäischen Ländern zurück, in denen die Familie zu Zeiten des Nationalsozialismus Schutz fand. Er wurde 1964 unter Beteiligung prominenter Persönlichkeiten und mithilfe des Bayerischen Roten Kreuzes gegründet. Wasserspeicher für Nomaden, Kindergarten-Renovierung, Zahnbehandlung für Obdachlose: Mit seinen Hilfsprojekten in Ländern wie Albanien, Rumänien oder Ostafrika verbessert der Verein Gesundheit, Ernährung und allgemeine Lebensbedingungen von Menschen in Not.

Auf fremde Hilfe angewiesen zu sein - dieses Gefühl kennt Josef Bulva selbst sehr gut. 1996 rutscht er bei einem Besuch in seiner tschechischen Heimat auf Glatteis aus und stürzt mit den Händen in die Scherben einer Flasche. Muskeln und Sehnen werden durchtrennt, seine pianistische Karriere gilt als beendet. Josef Bulva sattelt um: Er geht nach Monaco und macht viel Geld als Spekulant - mit der Hilfe seiner damaligen Freundin, die sich in der Finanzbranche auskennt. 14 Jahre nach dem Unfall gelingt es einem Schweizer Arzt schließlich, Bulvas Hände wieder spielfähig zu machen. Seitdem tritt er wieder auf, nimmt CDs und DVDs auf.

Mit drei Sonaten, die die jeweilige Epoche ideal repräsentieren, kehrt er nun in seine ehemalige Wahlheimat München zurück: Beethovens Waldstein-Sonate, Liszts h-Moll-Sonate und Bohuslav Martinůs Klaviersonate. Wie kann man Beethoven spielen und ins P1 gehen, fragten nicht wenige, als Bulva noch ein bekannter Münchner Partylöwe war. Solche Fragen haben ihn noch nie beeindruckt, er ist nach wie vor überzeugt: "München ist die beste Stadt Europas."

Josef Bulva, Montag, 3. April, 20 Uhr, Herkulessaal der Residenz

© SZ vom 01.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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