Klassik:Mit Bruckner und Brücken

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Die Philharmoniker stellen ihre Pläne zum 125. Geburtstag vor

Von Rita Argauer, München

Sägegeräusche kreischen ab und an durch die Halle E an der Hans-Preißinger-Straße in Sendling, wo die Münchner Philharmoniker ihre Pressekonferenz für die Saison 2018/19 halten. Denn dort - wo von 2020 an das Ausweichquartier des Gasteigs stehen soll - wird heute noch normal gearbeitet. Das stört aber weder Valery Gergiev noch Kulturreferent Hans-Georg Küppers, Intendant Paul Müller oder den Klarinettisten Matthias Ambrosius. Sie wirken alle ganz zufrieden. Gergiev hat seinen Vertrag verlängert, man bekommt einen schicken Interimssaal und feiert in der kommenden Saison den 125. Geburtstag des Orchesters.

Und so geht es am zukünftigen Spielort erst einmal um die reiche Tradition des Orchesters, das etwa Gustav Mahler als Gastdirigenten hatte und das dessen vierte und achte Symphonie sowie das "Lied von der Erde" einst uraufgeführt hat. Wichtig sei es da auch, die Verbindung zur Gegenwart zu sehen, erklärt Küppers zu Beginn. Das Spielzeitmotto "Brücken bauen" zeigt diese Richtung auf. Etwa wenn ein Forschungsauftrag herausgegeben worden ist, der die Rolle des Orchesters in der Zeit des NS-Terrors untersuchen soll.

Ergebnisse sollen zu Beginn des diesjährigen 360°-Festivals präsentiert werden, das dieses Mal entlang der Geburtstagsfeierlichkeiten konzipiert ist. Am 13. Oktober 1893 spielte das Orchester seinen ersten öffentlichen Ton. Am Samstag, 13., und Sonntag, 14. Oktober, wird 2018 gefeiert. Zum Festkonzert am Samstag soll Mahlers Achte erklingen. Ein Matinee-Konzert am Sonntag wird mit Smetanas Ouvertüre zu "Die verkaufte Braut", Hindemiths "Symphonische Metamorphosen", einzelnen Sätzen von Bruckner und Mahler und dem Vorspiel aus Wagners "Meistersingern" ein buntes Programm haben. Dieses rankt sich rund um die Geschichte des Orchesters, das ebenfalls Smetana in seinem ersten Konzert spielte, und bei dem Wagner einst von Mahler selbst dirigiert wurde.

Mit den eher volkstümlichen Aktivitäten der Blechbläser-Gruppe und deren Engagement im Musikverbund von Ober- und Niederbayern wird man am Sonntagnachmittag eine Gegenwart des Orchesters zeigen, die man als Abonnent selten zu hören bekommt. Das Wochenende soll schließlich mit einem Geburtstagsgeschenk des Mariinsky-Orchesters enden, das mit Werken von Schönberg und Tschaikowsky ein Freundschaftskonzert in München geben wird. Sämtliche Programme dirigiert Chefdirigent Valery Gergiev persönlich; mit viel Arbeit hat er bekanntlich ja keine Probleme.

Vielmehr betont er bei der Pressekonferenz die vielen Stunden und Tage, die er mit dem Orchester in München probt, weil es eben wichtig sei, flexibel und agil im Klang zu bleiben. Nicht nur im Gasteig. Diese Probenarbeit soll in Zukunft verstärkt fürs Publikum geöffnet werden. "Das Orchester ist weiterhin so begeistert von Gergiev", sagt der Orchestervorstand Matthias Ambrosius dazu, die offenen Proben sollen dem Publikum auch da einen Einblick geben; neben den 64 angekündigten Abonnementkonzerten, zu denen noch acht Kammer- und einige Sonderkonzerte kommen werden.

© SZ vom 16.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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