Klassik:Ambitioniert

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Die Jungen Münchner Philharmoniker stellen sich vor

Von Rita Argauer, Hohenkammer

Ein schlichter Messe-Teppich bedeckt den Schotterboden, von der Decke hängen Seile, und an der Rückwand der ehemaligen Scheune des Schlosses Hohenkammer ist eine Kletterwand angebracht. "Das wird alles abgehängt", erklärt man von Seiten der Bayerischen Philharmonie, die an diesem Sonntag dort mit dem Konzert der "Jungen Münchner Philharmonie" ihre Sommerakademie abschließen wird. Doch der Raum zwischen Konzertsaal und Turnhalle tut den Ambitionen keinen Abbruch. Ein anspruchsvolles Programm hat der künstlerische Leiter und Dirigent Mark Mast für die Jung-Musiker zusammengestellt: Richard Strauss' Opus 1, ein Festmarsch, trifft auf "Siegfrieds Trauermarsch" aus der "Götterdämmerung" und wird von Günter Bialas' postmoderner "Marsch-Fantasie" dekonstruiert, bevor sich nach der Pause mit Mahlers Fünfter (deren erster Satz als Trauermarsch komponiert ist) nochmal tief in den spätromantischen Abgrund gestürzt wird.

Ein schwieriges Programm für ein Akademieorchester, doch: "Das ist die Creme der europäischen Nachwuchsmusiker", erklärt Mast selbstbewusst, in diversen Vorspielen sei das Orchester zusammengesucht worden, das nun über eine Woche hinweg intensiv das symphonische Monster-Programm auf dem Schloss bei Allershausen probt. Am Mittwoch steht Mahler auf dem Programm. Und in dieser Musik liegt soviel mehr als die ohnehin schon herausfordernde technische Bewältigung der über eine Stunde dauernden Spielzeit. Mast schärft den ersten Satz, erklärt die vielschichtige Komposition und arbeitet an der von Mahler genau vorgegebenen Dynamik.

Für die berufliche Zukunft der Musiker hat diese Arbeit jedoch Sinn: Nur acht von ihnen haben den Mahler bereits im Konzert gespielt. "Im Geigenstudium wird mehr Tschaikowskys Violinkonzert geübt", sagt Mast, "doch wer der vielen Studenten bekommt tatsächlich die Chance zu einer Solo-Karriere?" Die meisten werden wohl in Orchestern spielen. Deshalb also jetzt Mahler, dieses Übermaß an Symphonik, dessen Komplexität ein überaus bewusstes Zusammenspiel verlangt, damit es überhaupt zu klingen beginnt.

Junge Münchner Philharmonie , Sonntag, 9. Aug., 19 Uhr, Eventhalle, Schloss Hohenkammer

© SZ vom 08.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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