Kino und Fernsehen:"Nein, ich mache nicht den Jupp"

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Klaus Schaefer strebt nicht zurück auf den Posten als Bayerns oberster Filmförderer - auch wenn er in Bozen den FFF vertritt

Von Susanne Hermanski, München

Alle Augen ruhen auf Klaus Schaefer. Der steht, gewohnt freundlich, gut sortiert und voller Elan, in dieser lauen Südtiroler Nacht im Innenhof des prächtigen Palazzo Walther und begrüßt die Gäste des Empfangs. Viele Münchner sind gekommen, Produzenten, Fachpresse, Chefs anderer, bayerischer Festivals. Schaefer begrüßt sie im Namen des Filmfernsehfonds Bayern (FFF), wie er es jahrzehntelang getan hat. Es würde sich also darüber niemand wundern, wäre Klaus Schaefer nicht vor zwei Monaten als Geschäftsführer des FFF abgetreten, weil er die Ruhestandsgrenze erreicht hatte.

In der vergangenen Woche überraschte dann eine Nachricht die Branche: Klaus Schaefers eben erst inthronisierte Nachfolgerin Carolin Kerschbaumer gäbe die Leitung des FFF Bayern schon wieder auf. Sie kehrt augenblicklich zurück in die Bayerische Staatskanzlei, wo die Juristin davor schon angesiedelt war, und sie soll dort die neue Abteilung "Digitales und Medien" aufbauen. "Aber nein, ich mach nicht den Jupp", sagt Klaus Schaefer, wenn man ihn fragt, ob er nun seinerseits über eine Rückkehr zum FFF nachdenke. "Wenn ich hätte weiterarbeiten wollen, hätte ich das gemacht", sagt er, der nicht sein mag wie Bayern Trainer Heynckes.

In Bayern gibt es tatsächlich sowohl die Möglichkeit als auch die Gepflogenheit, Dienern des Freistaats über die Ruhestandsgrenze hinaus die Verträge zwei Jahre zu verlängern. Doch da Schaefer abwinkt, wird nun in der Filmbranche dasselbe Rätselraten weitergehen, das die Szene schon bis zur Bekanntgabe von Carolin Kerschbaumers Besetzung kirre gemacht hatte. Schließlich sitzt der FFF-Chef nicht nur als oberster Verwalter an den Fördertöpfen. Von seinem Geschick im Umgang mit der Politik hängt es auch ab, wie viel sich überhaupt in diesen Töpfen befindet. Unter Schaefer war diese Summe, mit einer winzigen Zäsur, stetig gestiegen. Trotzdem soll sein Einspringen für Carolin Kerschbaumer beim Filmfest Bozen die Ausnahme bleiben. "Sie hat mich schon vor Wochen darum gebeten", sagt Schaefer. Da sei ihr Wechsel in Markus Söders neu sortierte Staatskanzlei noch gänzlich unbekannt gewesen.

Dass nun beim Festival in Bozen gar so viele Bayern an Schaefers Lippen hängen, ist aber keiner aktuellen Entwicklung zu verdanken, sondern einer schönen Tradition. Schaefer gehört neben zahlreichen anderen bayerischen Filmschaffenden und -funktionären zu den frühen Förderern dieses kleinen, feinen Festivals. Selbst Herbert Achternbusch war hier oft zu Gast, als es sich in den Achtzigerjahren aus den engagierten Reihen des Bozener Filmclubs heraus entwickelte. Als es noch eine gewisse Brisanz hatte, im italienischen Südtirol ein Festival mit deutschsprachigen Filmen bestreiten zu wollen. Heute aber ist es sogar staatlich gefördert. Politisch geschickt handelnde Leute gibt es schließlich nicht nur in Bayern.

© SZ vom 17.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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