Katrin Bauerfeind bei "Polylux":Eine Frau, die man haben muss

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"Ich habe keine Angst davor, die Moderationen selbst zu schreiben", sagt Katrin Bauerfeind, die als Moderatorin im Internet bekannt wurde und nun Tita von Hardenberg in der ARD vertritt.

Juan Moreno

Irgendwann fällt der Name Bauerfeind. Ganz sicher. Tut er immer. Bauerfeind ist das neue Ding, der letzte Schrei, ganz heißer Shit. Für Programmchefs in Deutschland ist Katrin Bauerfeind so etwas wie die Röhrenjeans der 30-Jährigen Mitte-Frau. Ein Must-Have.

Wahrscheinlich gibt es kaum ein Format im deutschen Fernsehen, das gerade nach einer jungen Moderatorin sucht, und bei dem nicht irgendwann jemand gefragt hat: "Wie wäre es denn mit der Bauerfeind? Harald Schmidt findet die doch auch gut."

Genau genommen hat Harald Schmidt gesagt, dass Bauerfeind die kommende Frau im deutschen Fernsehen ist. Das war im März. Bauerfeind war 24 und hatte gerade für 3sat auf der Berlinale moderiert. Schmidt hatte das gesehen, und sie in seine Sendung eingeladen.

Sie hatte nicht versucht, witzig zu sein. Das war klug. Sie saß gerade auf dem Sessel, und erzählte, wie das alles gekommen war. Erst Journalismus-Studium, dann Internet-Fernsehen, wo sie so etwas wie ein Star ist, und schließlich richtiges Fernsehen. 3sat, RBB, Das Erste.

Man saß vor dem Fernsehen, schaute zu, und dachte: "Die ist nett." Und richtig hübsch, wenn auch nicht zu sehr, was das für sie mit den Männern vermutlich nur noch schwieriger macht. Eine forsche, junge Frau, mit langen, braunen Haaren, einem feinen Muttermal über den Lippen, und einer dieser schönen, tiefen Stimmen, wie man sie als Mann gern ab und an auf dem Anrufbeantworter hätte.

3sat hat schnell zugegriffen. An diesem Samstag moderiert sie den ganzen Tag den Thementag "Televisionen in Schwarz-Weiß" des Senders. "Beat Club", "Einer wird gewinnen", "Die Trümmerfrauen von Berlin", solche Sachen. Einen ganzen Tag lang. Fernsehen aus einer Zeit, in der Katrin Bauerfeind noch nicht auf der Welt war.

Die Anzeige, die alles veränderte

"Ich mache mir in letzter Zeit weniger Gedanken über die Zukunft", sagt Katrin Bauerfeind. Sie sitzt in einem Café in der Bonner Innenstadt, nicht weit vom Rathaus, und beschreibt den Weg nach oben. Wahnsinnig viel hat sie gerade zu tun. Allein dreizehn Interviews hat sie in den letzten Tagen gegeben.

Immer die gleichen Fragen zu den Chancen des Internet-Fernsehens. "Warum die Journalisten mich das fragen, weiß ich auch nicht." Bauerfeind steht für die nächste Generation Fernsehen. Dabei hatte sie noch nie eine eigene Sendung. Ihr erstes Fernseh-Interview ist ein paar Monate her, auf der Berlinale, Julie Delpy. Eigentlich hat sie keine Ahnung. Sie ist nur ein Versprechen. Das Schmidt-Bauerfeind-Versprechen.

Sie muss sich zur Zeit nicht festlegen, es ist noch alles offen. Sie hatte viele Angebote. Wenn man Mitte zwanzig ist, und sich die Zukunft wie ein Chancen-Feuerwerk ankündigt, ist das bestimmt ein schönes Gefühl. "Es dauert eine Weile, bis man merkt, dass es beim Fernsehen nicht nur ein Gleis in eine Richtung gibt, es gibt Abzweigungen."

Katrin Bauerfeind hat Technikjournalismus an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin studiert. "Als wir da anfingen, sagte man uns, dass wir wohl keinen Job im Journalismus bekommen werden. Der Arbeitsmarkt für Journalisten sei in der Krise. Ich habe mir wahnsinnige Sorgen gemacht und machte ein Praktikum nach dem anderen."

Die Medienkrise muss wohl ohne Bauerfeind auskommen. Sie war bei SWR4, dem Schlagersender. Ihre Großmutter war sehr stolz. Später arbeitete sie für ein Lokalradio in der Nähe von Bonn. Irgendwann surfte sie im Internet, und fand eine Anzeige, die alles verändern sollte. Die Anzeige von Ehrensenf. Eine kleine Kölner Produktionsfirma suchte einen Moderator für eine tägliche Sendung im Internet. Katrin Bauerfeind meldete sich, setzte sich gegen 20 Konkurrenten durch. Zwei Jahre später saß sie bei Schmidt.

Klamotten für die Sendung

Ehrensenf ist eine kleine, drei-, vierminütige Produktion, die jeden Tag ins Netz gestellt wird. www.ehrensenf.de. "Ehrensenf" ergibt sich, wenn man die Buchstaben von "Fernsehen" so durcheinander wirft, bis etwas komplett anderes rauskommt. Komischer Titel, metaphorisch ein Knaller.

Katrin Bauerfeind begann am 1. November 2005. Etwa 200 schauten damals zu, mittlerweile sind es mehr als 30000. In der Regel werden in dem Filmchen kleine Skurrilitäten aus dem Internet vorgestellt. Lustige Videos, seltsame Produkte, schräge Seiten. Das Beste sind häufig die Zwischenmoderationen. Bis diesen Juni sprach sie Bauerfeind. Heute machen das Christine Henning und Mark Freuer. Sie sind nicht unbedingt schlechter als ihre Vorgängerin.

Die Frage nach dem Ehrensenf-Moderationen hat Katrin Bauerfeind nicht so gern. Normalerweise schreiben Moderatoren das, was sie sagen, vorher selbst auf. Anne Will machte das so bei den "Tagesthemen", Gerhard Delling bei der "Sportschau", und der tolle Dieter Moor wird das künftig bei "Titel Thesen Temperamente" auch so machen.

Bei Ehrensenf macht das Rainer Bender. Früher Autor bei der Harald-Schmidt-Show, Mitentwickler der Sat 1-"Wochenshow", Chefautor von "Was guckst Du?". Bender ist ein Profi, er hat sich zusammen mit Carola Sayer Ehrensenf ausgedacht. Die Frage ist nun, ob Katrin Bauerfeind so gut ist, weil sie die Texte von Bender hatte, oder ob sie den gleichen Erfolg gehabt hätte ohne die fertigen Moderationstexte.

"Ich habe keine Angst davor, die Moderationen selbst zu schreiben", sagt Bauerfeind, und eigentlich gibt es keinen Grund, daran zu zweifeln. Sie ist eine lustige, entspannte junge Frau, die noch sehr viel Zeit hat. Wenn sie es nicht kann, wird sie es lernen.

In drei Wochen geht es los. In drei Wochen wird sie für einige Monate die Schwangerschaftsvertretung für Tita von Hardenberg bei "Polylux" in der ARD übernehmen. Über Tita von Hardenberg hat Harald Schmidt mal gesagt, dass sie auf dem Sender noch übt. Wieder sehr klug. Es gibt stärkere Gegnerinnen.

Gerade hat sich Bauerfeind ein Zimmer in Berlin besorgt, sie war mit Tita von Hardenberg einkaufen. Klamotten für die Sendung. Studium, Radio, Internet, alles fein, aber sie ist jetzt eine richtige Moderatorin. Da sollte man sich entsprechend anziehen. Es geht los für Katrin Bauerfeind.

© SZ v. 25./26.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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