Jubiläum:Über dem Vulkan

Lesezeit: 1 min

Der Kunstsammler und Mäzen Heiner Friedrich wird achtzig. Er ist bekannt für seine private Ausstellungshalle im oberbayerischen Traunreut.

Von Jörg Häntzschel

Heiner Friedrich dachte immer schon groß. Nicht erst bei seinem Altersprojekt, der 2011 eröffneten privaten Ausstellungshalle im oberbayerischen Traunreut, der er den unmissverständlichen Titel "DASMAXIMUM" gab. Sondern bereits in jungen Jahren.

1963, als 25-Jähriger, eröffnete er mit Six Friedrich in der Münchner Maximilianstraße bereits seine erste Galerie und zeigte dort vor allen anderen die amerikanischen Minimalisten und Land-Art-Künstler aus New York: Carl Andre, Dan Flavin, Donald Judd, Michael Heizer und andere. Doch die Münchner waren noch nicht so weit. Sie verstanden nicht, warum Walter De Maria die Galerie mit Erde zuschüttete. Und als Friedrich 1972 dafür kämpfte, De Marias "Vertikalen Erdkilometer" auf dem Schuttberg im Olympiagelände zu installieren, blitzte er ab. Friedrich wanderte nach New York aus.

Es traf sich gut, dass der bayerische Fabrikantensohn dort bald Philippa de Menil heiratete, die Tochter eines texanischen Sammlerehepaares, die mit ihren Investitionen in den Öl-Dienstleister Schlumberger zu schier unermesslichem Reichtum gekommen waren.

Selten hat ein Paar sein geerbtes Geld spektakulärer und sinnvoller angelegt als diese beiden. 1974 gründeten sie in New York die Dia Art Foundation, um all die Projekte möglich zu machen, die im regulären Kunstbetrieb keine Chance hatten, vor allem wegen ihrer Größe.

In der Wüste von New Mexico kauften sie für Walter De Maria das Gelände, auf dem er sein "Lightning Field" errichten sollte. James Turrell bekam einen erloschenen Vulkan in Arizona für seinen "Roden Crater". Und für Donald Judd erwarben sie in Marfa, Texas, unweit der mexikanischen Grenze, nach und nach den halben Ort.

Der richtete dort Werkstätten, Archive und Ausstellungshallen ein und stellte Betonskulpturen in die Landschaft, die groß genug sind, um sie mit Google Earth zu besichtigen. Auch Werke von John Chamberlain und Dan Flavin sind dort zu sehen. Alle drei Orte sind heute Ziel von Kunst-Pilgerreisen.

Mitte der Achtzigerjahre geriet die Schlumberger-Aktie ins Trudeln. Das Geld floss spärlicher, die Künstler protestierten. De Menil und Friedrich mussten die Stiftung an andere Mäzene abgeben. Friedrich lebt weiterhin in New York, aber mit dem Museum, das er im Jahr 2011 in den früheren Fabrikhallen seines Vaters eingerichtet hat, hat er schließlich auch im kleinen Deutschland noch Großes geschaffen. An diesem Samstag wird er 80 Jahre alt.

© SZ vom 14.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: