Jubiläum:Subalterne oder Suchmaschinen?

Am Freitag feierte man das 325-jährige Jubiläum der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar. Dabei wurde das Profil für den Bibliothekar der Zukunft dargestellt - mehr Mensch als Maschine.

Mit einem Festakt hat am Freitag die Klassik-Stiftung Weimar das 325-jährige Gründungsjubiläum der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek begangen und zugleich deren seit 1991 amtierenden Direktor Michael Knoche in den Ruhestand verabschiedet. Sein Nachfolger ist seit dem 1. Oktober Reinhard Laube, der bisherige Leiter der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg. Der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Peter Strohschneider, würdigte die Restaurierung der Bibliothek nach dem Brand des Jahres 2004 und ihren Ausbau als Forschungsbibliothek. Jürgen Kaube, Mitglied im Herausgebergremium der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, entwickelte in seinem Festvortrag eine Kritik an Goethe, der seit 1797 mit dem Geheimrat Voigt die Oberaufsicht über die Herzogliche Bibliothek führte. In einem Brief an Voigt vom Mai 1811 hatte Goethe über das ideale Bibliothekspersonal angemerkt: "Wir brauchen mechanisch tätige Subalternen." Der Auffassung, nicht lesende und schreibende Bibliothekare, sondern Angestellte, die sich allein um die Ordnung der Bestände kümmern, seien das Beste für eine Bibliothek, stellte Jürgen Kaube als Grundsatz einer selbstbewussten Bibliothek in Zeiten von Google entgegen: "Bibliotheken sind keine Suchmaschinen." Ihre wichtigste Aufgabe sei, im Sinne des von Horace Walpole im 18. Jahrhundert geprägten Begriffes "serendipity", das Finden von Dingen zu ermöglichen, die man nicht gesucht hat.

© SZ vom 04.10.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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