John Wayne zum 100. Geburtstag:Draußen vor der Tür

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John Wayne wollte, dass auf seinem Grabstein steht: "Er war hässlich, stark und hatte Stil". An diesem Samstag wäre Wayne hundert Jahre alt geworden.

Fritz Göttler

Eine Expertise zum Schauspieler, zum Star John Wayne: "Ich kann ehrlich sagen, dass ich nie jemanden kennen gelernt habe, der härter gearbeitet oder disziplinierter gespielt hätte als Duke." Katharine Hepburn hat das gesagt, eine gute Menschenkennerin und gute Kollegin in Hollywood, die "Mit Dynamit und frommen Sprüchen" mit ihm gedreht hatte. Das war 1975, der zweite Western um Rooster Cogburn, den Marshal mit der Augenklappe, der erste, "True Grit", hatte Wayne 1969 seinen Oscar eingebracht.

Eine zweite Expertise, pointiert und kundig, besagte, er war "hässlich, stark und hatte Stil" - auf Spanisch: "Feo, Fuerte y Formal" - das hätte Wayne selbst gern auf seinem Grabstein stehen gehabt. Den ersten zwei Attributen wird man schnell zustimmen, mit dem dritten haben viele, hierzulande zumal, immer noch Schwierigkeiten. Zum hässlichen Amerikaner wurde John Wayne durch seine politische patriotische Einstellung, seine Nähe zu eisenharten Republikanern von Goldwater bis Reagan, sein bedingungsloses Eintreten für den Vietnamkrieg.

Aber daneben gibt es eine dunkle, eine unberechenbare Seite, den Einzelgänger und loner, den Mann auf der Verliererseite, nach dem Bürgerkrieg, der sich im ewigen Grenzland verloren und in Besessenheit geflüchtet hat: Ethan Edwards in John Fords "The Searchers", 1956, Wegbereiter der amerikanischen Zivilisation, in der ihm am Ende kein Platz zugedacht ist. Die Tür, die sich hinter ihm schließt, eins der großen emblematischen Bilder der Kinogeschichte.

Richard Corliss, der Time-Filmkritiker, war perplex, als er die Ergebnisse einer Internet-Umfrage nach den Top-Stars im Januar dieses Jahres sah. Die ersten zehn hatten ein Durchschnittsalter von über fünfzig - Denzel Washington, 52, Tom Hanks, 50, den dritten Platz hielt John Wayne, der vor über dreißig Jahren seinen letzten Film gemacht hatte, "The Shootist". Im Juni 1979 war er gestorben, Big C hatte ihn erledigt, der Lungenkrebs.

Der alte Wayne als Favorit der Babyboomers, an diesem Punkt kommt dann der Stil ins Spiel. Der täppisch wiegende Schritt, die tanzbärenhafte Grazie - in "Rio Bravo" und "Red River" hat er das am schönsten kultiviert, bei Howard Hawks, dem Mann, der so immenses Stilgefühl hatte in Hollywood. Bei ihm entdeckte auch Wayne seine Sinnlichkeit - das erste Script von "Red River" war sexuell stark aufgeladen, wie es eben so ist bei Männern, die Wochen auf Viehtrieb, ohne Frauen sind.

Und Sheriff John T. Chance in "Rio Bravo" heißt so nach einer Frau, in die Hawks sich eben in Paris verliebt hatte. Noch einmal die Kollegin Kate: "Er war ein absolut geradliniger Kerl. Anständig. Und lustig. Durch und durch natürlich. Wir waren oben in den Cascade Mountains und manchmal stiegen wir auf unsere Pferde und ritten den ganzen Tag durchs Gebirge. Hatten einen Mordsspaß. Großer Mann. Kleiner Hintern."

© SZ v. 26./27./28.5.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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