Jazz-Sommer:Adel und Allrounder

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International besetzt und stilistisch offen: Im Bayerischen Hof treten Sir Bob Geldof, Dominic Miller und Talente auf

Von Oliver Hochkeppel

Seit Katarina Ehmki neben der Programmleitung des Nightclubs auch die des jährlichen "Jazz Sommers" - seit Jahren das einzige Münchner Jazzfestival internationalen Zuschnitts - im Bayerischen Hof übernommen hat, bekommt er zunehmend eine Handschrift. Die drei Säulen der sechs Konzerte an fünf Tagen sind zum einen Musiker, die zur Geschichte der Konzerte im Bayerischen Hof eine besondere Beziehung haben; dann namhafte Künstler, die exklusiv auftreten; schließlich das Debüt eines besonderen Talents.

Zur ersten Gruppe gehört Mike Stern. Der legendäre Fusion-Gitarrist, der zum Sound von Blood, Sweat & Tears ebenso beigetragen hat wie zu Miles Davis' rockiger Phase, hat so oft wie kein anderer im Nightclub des Bayerischen Hofs gespielt - zum letzten Mal aber vor vier Jahren. Und noch nie in der Kombination mit dem nicht minder berühmten Trompeter Randy Brecker, Fusion-Schlagzeug-Ikone Lenny White ( Return To Forever) und dem aufsehenerregenden Bassisten Teymur Phell.

Bevor sie im Nightclub loslegen, bestreitet im Festsaal ein Überraschungsgast das Eröffnungskonzert: Bob Geldof. Mit dem 66 Jahre alten irischen Sänger und Gitarristen, erst Gründer und Frontmann der Boomtown Rats, später Erfinder der "Band Aid"- und "Live Aid"-Konzerte, ist zwar kein Jazzer, aber echter Adel im Haus: Die Queen schlug Geldof für sein Engagement 1986 zum Ritter. Im Bayerischen Hof spielen Geldof und seine Band The Bobkatz aber wohl ganz bürgerliche Pop- und Rock-Songs. Danach geht es zurück zu honorigen Jazzern. Nach vielen Jahren ist der Trompeter Roy Hargrove wieder im Nightclub zu erleben. Das vielseitige ehemalige Wunderkind wird mit seinem klassisch besetzten Quintett die Hardbop-Tradition pflegen. Das lateinamerikanische Element bringt tags darauf der Gitarrist, Sänger und Produzent Arto Lindsay ein, der in Brasilien aufwuchs und auch während seiner New Yorker Avantgarde-Phase mit Brian Eno, John Lurie oder John Zorn von der Tropicana-Bewegung beeinflusst blieb.

Sein neues Album "Silent Light" stellt der Gitarrist und langjährige Sting-Begleiter Dominic Miller vor, zugleich sein Debüt beim ECM-Label. Die Reihe der außergewöhnlichen Newcomer setzt heuer die afrokaribische Band Gato Preto mit Frontfrau Gata Misteriosa fort. Westafrikanische Highlife-Gitarren treffen bei ihnen auf brasilianischen Favela-Funk, den angolanischen Techno-Electro-Hybrid Kuduro, auf Breakbeats und politische Texte.

Im wie immer umfangreichen Rahmenprogramm treten vorab erst die Münchner Musikkritiker-Band, dann der Preisträger des Kurt Maas Jazz Awards Zhitong Xu mit seinem Quartett auf. Täglich kann man vor den Konzerten in der Cinema Lounge Musikfilme sehen, von Dokumentationen wie Lutz Gregors "Mali Blues" oder Morgan Nevilles "20 Feet From Stardom" über die Background-Sängerinnen der großen Stars bis zu Kino-Biopics wie Don Cheadles "Miles Ahead" und Robert Budreaus "Born to be Blue".

Die alljährliche Fotoausstellung ist ein weiterer Höhepunkt: Arne Reimer zeigt einige seiner faszinierenden Porträts von "American Jazz Heroes" aus seinen beiden soeben mit dem Echo Jazz-Sonderpreis dekorierten Fotobüchern.

Jazz-Sommer ; Dienstag bis Samstag, 18. bis 22. Juli, Hotel Bayerischer Hof, Promenadeplatz 2

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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