Indie-Rock:Blitzgescheit

Lesezeit: 1 min

"Kreisky" aus Wien stellen ihr neues Album in der Milla vor

Von Martin Pfnür, München

Macho-Sprüche wie „Autokauf ist Männersache“ führt die Band „Kreisky“ lässig ad absurdum. (Foto: Ingo Pertramer)

Als die nach dem langjährigen österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky benannte Indie-Rock-Band Kreisky im März 2014 ihr letztes Album "Blick auf die Alpen" veröffentlichte, war von der Mainstream-Renaissance des Austro-Pop im deutschsprachigen Raum noch nichts zu ahnen. Tante Ceccarelli, die einst in "Bologna" Amore gemacht hat? Wohl noch ein Hirngespinst im Kopf von Wanda-Frontmann und Texter Michael Marco Fitzthum. Die "Maschin", mit der Bilderbuch im Frühjahr 2015 so funky und satt aufgepolstert zum Erfolg rasten? Maximal in der Wartungsphase.

Gut vier Jahre später haben Wanda und Bilderbuch nun bereits die Nachfolger ihrer Erfolgsalben "Amore" und "Schick Schock" vorgelegt und füllen längst Großhallen zwischen Wien, Zürich und Hamburg, während Kreisky auch mit ihrem fünften Album "Blitz" (Wohnzimmer Records) aller Voraussicht nach in der Indie-Nische haften bleiben werden. "Veteranen der vertanen Chance", so einer der Songtitel auf "Blitz", sind sie deshalb aber trotzdem keine. Liegt der Zauber ihres nur bedingt konsensfähigen Indie-Rocks doch gerade in einer gewissen Sperrigkeit, die dem Sound der Band ebenso inne wohnt wie dem exaltierten Gesang von Frontmann Franz Adrian Wenzl und dem bissigen Humor, den dieser in seine Texte gießt.

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Bei schweren Themen brauche es einfach einen Tick Humor, der das Ganze erträglich mache, sagt der Wahlmünchner Wenzl, der neben seiner Rolle als Kreisky-Sänger auch als Austrofred das Liedgut von Queen ins Österreichische übersetzt. Tatsächlich gelingt dem Quartett auf "Blitz" ein musikalischer Spagat, der die Düsternis des Post-Punk mit einer textlichen Chuzpe konterkariert, die man so von kaum einer anderen Band kennt. Die Misanthropie und der Konsumüberdruss, die Bitternis der vermeintlich abgehängten Versager und die Verlegenheit angesichts eines unbedarften Macho-Spruchs ("Autokauf ist Männersache") werden hier ebenso lässig gestreift wie die Nostalgie für das späte 20. Jahrhundert, als es noch "Lederhosenverweigerer" und "unser ganzes schönes Europa" gab, oder die Belehrungen des "Herrn Vater", dem Wenzls lyrisches Ich für selbige einen vergifteten Dank nachreicht. Thomas Bernhard hätte seine reine Freude an diesem feinen, galligen Album gehabt.

Kreisky, Montag, 7. Mai, 20.30 Uhr, Milla, Holzstraße 28

© SZ vom 07.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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