Im Kino:Schrift an der Wand

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Pierce Brosnan bemüht sich sichtlich, seine Bondmanierismen endlich abzubauen, und Julianne Moore balanciert gefährlich auf der Linie zwischen Naivität und verklemmter Dusseligkeit. Zwei Scheidungsanwälte in "Laws of Attraction".

Von Fritz Göttler

Es ist natürlich mehr als die normale New Yorker Superwohnsitz-Besichtigungstour, mit der dieser Film beginnt. Die Art, wie da zwei Damen der Society durch die Räume schlendern, ihre Lässigkeit und Langeweile kultivierend, ist gespielt - sie wollen die Vermögenslage des Eigentümers taxieren, für einen Scheidungsfall. Das kann man, wie die Erfahrung zeigt, am besten, indem man die Gemälde an seinen Wänden begutachtet.

Julianne Moore und Pierce Brosnan bemüht in "Laws of Attraction". (Foto: Foto: AP)

Sie nimmt ihren Job sehr ernst, die Topanwältin Audrey Woods, und bisher hat sie keinen einzigen ihrer Scheidungsprozesse verloren, aber nun trifft sie plötzlich auf einen ebenbürtigen Gegner, Daniel Rafferty, ebenfalls ohne Niederlage im Gerichtssaal auf seinem Konto.

Ein Duell der Gegensätze beginnt, es gibt erste kleine Gemeinheiten, dann größere, schließlich eine erste gemeinsame - durch Alkohoholkonsum vorbereitete - Nacht, Liebe womöglich ... Und Julianne Moore und Pierce Brosnan nehmen ihren Job verteufelt ernst - in diesen nüchternen Tagen die Magie der sophisticated comedy zu reaktivieren.

Moore ist über- und Brosnan unterorganisiert, das ist die Formel des Films. Sie hat eine Mutter, die sich gern ein wenig unwürdig gibt und die Tochter zu Lockerheit auffordert: "Meine Haut fühlt sich immer besser an, wenn ich eine Romanze habe."

Sein Büro - aus welchem Grund auch immer in Chinatown lokalisiert - hat die Reproduktion eines japanischen Stichs an der Wand, ein paar Flaschen auf dem Bord und ein paar dicke Kommentarbände daneben.

Wenn man versucht, sich über die Hintertreppe davonzumachen, landet man in einem chinesischen Food-Junk-Laden.

Brosnan bemüht sich sichtlich, seine Bondmanierismen endlich abzubauen, und Moore balanciert gefährlich auf der Linie zwischen Naivität und verklemmter Dusseligkeit.

Irgendwann verlagert sich ihr Liebes- und Ehekrieg dann nach Irland, dem Land, in dem die Popstars wieder auftanken und dessen Schönheit Pierce Brosnan filmisch rühmt so oft sich nur die Gelegenheit bietet.

In Irland löst sich auch endgültig die Dramaturgie des Films auf und er hört auf, nach "Adam's Rib" zu schielen, dem unerreichbaren Vorbild aus den Dreißigern, mit Katharine Hepburn und Spencer Tracy - der berühmt war als Mitglied der irischen Schauspielermafia, die damals die Hollywoodstudios unsicher machte.

In Irland, seiner Landschaft und seinem verrückten Volk, findet der Film zu einer naiven Art des Kinos zurück, zu einem Moment, da der Intellekt und die Worte nicht mehr nötig sind, weil Schönheit, Emotionen und Poesie die Leinwand beherrschen.

LAWS OF ATTRACTION, USA 2004 - Regie: Peter Howitt. Buch: Robert Harling, Aline Brosh McKenna, Peter Howitt. Kamera: Adrian Biddle. Musik: Edward Shearmur. Schnitt: Tony Lawson. Mit: Pierce Brosnan, Julianne Moore, Michael Sheen, Parker Posey, Frances Fisher, Nora Dunn. Karlstor Film, 91 Min.

© SZ vom 18.6.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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