Im Kino: "Resident Evil: Apocalypse":Lauter lebende Leichen

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Die Fortsetzung von "Resident Evil": Ein ziemlich klassischer Zombiefilm mit einem Massaker an Redundanz und einem Untoten im Winterschlaf.

Von Tobias Kniebe

Als Paul Anderson vor zwei Jahren "Resident Evil" schrieb und inszenierte, traf er eine ausgesprochen weise Entscheidung. Es gelang ihm, den kompletten ersten Teil des Films in ein Hightech-Action-Mysterium zu verwandeln, mit viel Atmosphäre und wenig akutem Gemetzel.

Milla Jovovich als Alice in "Resident Evil: Apocalypse". (Foto: Foto: dpa)

Unter anderem verpasste er seinen Hauptfiguren einen Gedächtnisverlust, um die Wahrheit über seinen Stoff so lange wie möglich hinauszuzögern - dass es nämlich ein ziemlich klassischer Zombiefilm war. Einmal dort angekommen, ließ er die Standards des Genres im Schnelldurchlauf passieren und endete mit einer klassischen Einstellung: Die Zivilisation ist verwüstet, die lebenden Leichen sind überall, ein letzter Mensch wacht allein im Krankenhaus auf und macht sich, nur mit einem dünnen Fetzen Stoff bekleidet, in eine gefährliche Zukunft auf.

Dies war dann auch der Beginn von Danny Boyles gelungenem "28 Days Later", der zur inoffiziellen Fortsetzung von "Resident Evil" avancierte.

Ein ziemlich klassischer Zombiefilm

Nun allerdings ist die offizielle Fortsetzung da, "Resident Evil: Apocalypse". Auch sie setzt an diesem Punkt ein, mit der Heldin Alice (Milla Jovovich) im Nachthemd, der Stadt Raccoon City in Schutt und Asche - und den Horden der Untoten gleich um die Ecke. Es führt also diesmal kein Weg dran vorbei: Eine Handvoll Nicht-Infizierte in einer abgeriegelten Stadt - das ist, von Anfang bis Ende, ein ziemlich klassischer Zombiefilm. Er hat dem Genre nur leider nicht das Geringste hinzuzufügen.

Paul Anderson, der wieder das Drehbuch geschrieben hat, muss das irgendwie gespürt haben - er überließ die Regie lieber einem Mann namens Alexander Witt, der in vielen Knallern der letzten Jahre Action-Kameramann der Second Unit war. Leider inszeniert er auch so, als würde die Arbeit mit den Schauspielern schon ein anderer machen. Einer, dem das besonders schadet, ist Deutschland-Export Thomas Kretschmann. Er gehört laut Drehbuch zu den Lebenden, spielt aber trotzdem wie ein Untoter im Winterschlaf.

Ein Massaker der Redundanz

Obwohl sehr viele Menschen, ehemalige Menschen und sonstige Mutanten abgeschlachtet werden, ist der Film vor allem ein Massaker der Redundanz: Es gibt harte Soldaten und superharte Soldaten. Es gibt Kampf-Amazonen und superharte Kampf-Amazonen. Es gibt Kanonen und Superkanonen. Und die Urszene des Genres, in der ein bisher Gesunder vom Zombie gebissen wird, auf Nachfrage versichert, es gehe ihm blendend, und sich dann doch plötzlich in eine mordlüsterne Bestie verwandelt - die müssen wir mindestens dreimal über uns ergehen lassen.

Redundanz liegt im Wesen des Computerspiels, auf dem dieser Stoff basiert - wie sonst sollte der Spieler allmählich besser werden. Im Film dagegen ist sie ein tödlicher Virus. Diesem Zombiefilm fehlt, fast noch mehr als den Zombies selbst, frisches Blut.

RESIDENT EVIL: APOCALYPSE, USA 2004 - Regie: Alexander Witt. Buch: Paul W.S. Anderson. Kamera: Christian Sebaldt, Derek Rogers. Schnitt: Eddie Hamilton. Mit: Milla Jovovich, Sienna Guillory, Oded Fehr, Thomas Kretschmann, Sophie Vavasseur, Jared Harris. Constantin, 93 Minuten.

© SZ vom 28.9.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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