Im Kino: "Mona Lisas Lächeln":Tanz der VampirInnen

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Julia Roberts als feministische Professorin - das ist natürlich ganz prächtig. Denn so erhält der mitunter etwas klebrige Liebreiz der Hollywoodgöttin wieder einen Schuss jenes sportiven Durchsetzungsvermögens, das wir nach "Erin Brockovich" doch gerne öfter gesehen hätten.

SUSAN VAHABZADEH

Wenn es so weit ist, dass Hollywood seine größten Superstars als glamouröse Feministinnen an den Start schickt, dann gibt es doch noch Hoffnung für die Welt. Ungefähr so muss man "Mona Lisas Lächeln" sehen: Julia Roberts spielt Katherine Watson, die als Professorin ans Wellesley College kommt in den Fünfzigern, ein Misfit in jeder Beziehung: Sie hat nicht die richtige Ausbildung, ist unverheiratet und stolz drauf, und mit wem sie ins Bett geht, wird sie schon selber wissen. Und jeder will so sein wie sie.

(Foto: N/A)

Julia Roberts als feministisches Vorbild, das ist eine großartige Idee. Sie eckt an im College, aber darauf legt sie es an, weigert sich, ihren Lebensstil den kleinstädtischen Gepflogenheiten anzupassen. Sie rüttelt die Mädchen aus ihrem Fünfziger-Jahre-Dornröschenschlaf, die Geschichte ist inspiriert von Hillary Clintons Erinnerungen an ihre Studienzeit. Die Mädchen sollen zu gebildeten Ehefrauen erzogen werden, aber Katherine Watson will mehr aus ihnen machen. Erst mal beißt sie auf Granit, vor allem bei Betty (Kirsten Dunst), die eine Frau feuern lässt, die Verhütungstipps gegeben hat, ihren Freundinnen übel mitspielt - und doch nur eine Marionette ist ihrer Familie. Watson bringt den Mädchen das Denken bei, das, was übers Auswendiglernen hinausgeht - nicht Teil des Plans in Wellesley. Sie will die Mädchen zu kleinen Ebenbildern ihrer selbst erziehen, und lernt mit der Zeit, dass sie ihnen nur das Rüstzeug mit auf den Weg geben darf, herauszufinden, wie sie sein wollen.

"Mona Lisas Lächeln" ist getrieben von dem selben Freigeist, der Kampflust, sein zu dürfen was man ist, der "Erin Brockovich" unwiderstehlich gemacht hat, nur nicht ganz so gut inszeniert. Julia Roberts ist, wie immer, zauberhaft, und die drei Mädels, die Newell ihr zur Seite gestellt hat - den kleinen Vampir Kirsten Dunst, die "Secretary" Maggie Gyllenhaal, Ethan Hawkes Ophelia Julia Stiles und Marcia Gay Harden als Katherines trutschige Mitbewohnerin - sind es auch; man würde ihnen wünschen, dass Mike Newell und die beiden Autoren Rosenthal und Konner konzentrierter wären, leidenschaftlicher bei der Sache. Man kann von Mike Newell ("Vier Hochzeiten und ein Todesfall") nur erwarten, dass er die Geschichte süßlich erzählt und mit Pathos; daran ist nichts falsch. Der Feminismus hat sich seine Hollywood-Glamour-Ehren redlich verdient.

Nur fehlt manchmal das Gespür dafür, wann es genug ist, fürs Timing, und manche Stellen sind holprig: Du kannst den Kuchen backen und ihn aufessen - das ist Katherine Watsons zentraler Satz, eine merkwürdige Wahl. Dass man das kann, wurde nie in Abrede gestellt, man kann ihn nur nicht essen und behalten, und das können auch die Frauen hier nicht: Sie müssen eine Entscheidung treffen, vor die kein Mann gestellt wird, Familie oder Beruf. Man kann den Kuchen auch in der Bäckerei kaufen, möchte man den Herren Rosenthal und Konner entgegenschleudern, oder eine Bäckerei aufmachen, aber so weit haben die beiden nun auch wieder nicht gedacht. "Mona Lisas Lächeln" wäre in den Fünfzigern vielleicht ein Skandal gewesen. Aber der Film wurde jetzt gedreht. Und da wirkt er manchmal, naja, etwas altbacken.

MONA LISA SMILE, USA 2003 - Regie: Mike Newell. Buch: Lawrence Konner, Mark Rosenthal. Kamera: Anastas M. Nichos. Mit: Julia Roberts, Kirsten Dunst, Maggie Gyllenhaal, Julia Stiles, Marcia Gay Harden. Columbia, 117 Minuten.

© SZ v. 23.01.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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