Im Interview: Nina Eichinger:"Jeder ist erst mal genervt"

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Wenn man irgendwo reinwalzt: Moderatorin Nina Eichinger spricht im Interview über ihren Job bei MTV - und wie es ist, die Tochter von Bernd Eichinger zu sein.

Franz Baden

Nina Eichinger, Tochter des Filmproduzenten Bernd Eichinger, ergänzt seit vergangenem November das Redaktionsteam des Musiksenders MTV. Die 26-jährige Kommunikationswissenschaftlerin moderiert dort die MTV News und die Chart-Sendung TRL. Zeit für eine Bilanz: ein Gespräch über den Weg in die Moderation und über die Frage, warum auch Schauspielerei in Frage käme.

Will jetzt erst mal moderieren lernen: Nina Eichinger. (Foto: Foto: ddp)

SZ: Frau Eichinger, Sie haben vor einiger Zeit Ihr Studium beendet, und moderieren jetzt bei MTV zwei Sendungen. Wie ist es, wenn der Ernst des Lebens beginnt?

Nina Eichinger: Ach, ich finde nicht, dass das alles so ernst ist. Ich bin ja noch am Anfang und sehe es als Privileg an, bei MTV moderieren zu können.

SZ: Wie läuft es?

Eichinger: Ich merke, dass ich lockerer werde. Ganz zu Beginn bekam ich einen Schweißausbruch, wenn ich live auf dem Sender war. Aber mittlerweile fühle ich mich sicherer.

SZ: Viele Versprecher?

Eichinger: Versprecher sind normal. Aber ich habe gerade ein anderes Problem - ich sage, der Video.

SZ: Der Video?

Eichinger: Ja, ich weiß auch nicht, warum, aber ich benutze bei Video konsequent den falschen Artikel, ich sage der Video, nicht das Video. Total bescheuert.

Blöd, wenn man für einen Musiksender arbeitet.

SZ: Kann man so sagen. Wie löst man das Problem?

Eichinger: Ich sage Clip.

SZ: War es eigentlich immer klar, dass Sie in die Medien wollten? Sie haben ja mal angefangen, etwas komplett anderes zu studieren.

Eichinger: Ganz ehrlich? Am Anfang war gar nichts klar. Ich habe ständig das Studienfach gewechselt. Es ging mit einem Doppelstudium Sportmedizin und Theaterwissenschaft in England los. Es folgte Tiermedizin in Amerika, Nebenfach Umweltwissenschaften, war aber auch nicht das richtige. Später habe ich dann Internationale Kommunikation mit Schwerpunkt Journalismus gemacht.

SZ: Wann war klar, dass Sie vor die Kamera wollen?

Eichinger: Ich habe nach meinem Studium ein Praktikums-Marathon in den Medien gemacht. Irgendwann war klar, dass ich hinter der Kamera falsch war. Ich mochte Fernsehen, aber ich hasse das Schneiden von Beiträgen, dieses Kleinklein, es treibt mich zum Wahnsinn.

SZ: War es ein Vorteil, die Tochter von Bernd Eichinger zu sein?

Eichinger: Die Sachen, die ich durch meinen Vater bekommen habe, waren schwierig. Wenn man irgendwo reinwalzt und die Leute wissen, dass man die Eichinger-Tochter ist, dann ist jeder erstmal genervt. Man kann es den Leuten nicht mal verübeln. Beim Radio zum Beispiel wusste niemand, wer mein Vater ist. Es war wirklich entspannter. Ich konnte einfach mal machen, und wenn es gut war, haben sie es mir gesagt, und wenn es schlecht war, auch.

SZ: Sie haben erzählt, dass die Berufsfindung ein schwerer Prozess war. Gab es keinen Druck von Zuhause sich endlich zu entscheiden?

Eichinger: Von meiner Mutter ein bisschen, aber es war eher ein sanfter Tritt in den Hintern. Ich bin jemand, der sich nicht leicht entscheiden kann. Das ist sogar in Restaurants so. Ich brauche ewig, um zu bestellen. Mittlerweile ist es so, dass ich eine Münze werfe, weil mich diese Unentschlossenheit nervt.

SZ: Zieht sich die Unentschlossenheit durchs andere Bereiche?

Eichinger: Ich hatte bis vor zwei Jahren nur eine Pre-Paid-Karte, weil ich mich nicht zwei Jahre an einen Telefonanbieter binden wollte. Was ist, wenn das die falsche Karte ist, wenn alle wechseln, dann zahlst du zu viel. In der Zwischenzeit zahlte ich die viel teureren Pre-Paid-Tarife. Ich kann mich wirklich nur schwer festlegen.

SZ: Wäre Schauspielerei ein Thema?

Eichinger: Ja, das würde ich gern mal ausprobieren. Aber da gibt es so viele, die so viel besser sind als ich. Man müsste Unterricht nehmen. Doch wer weiß, für die Zukunft, sehr gern. Aber ich versuche jetzt erst mal das Moderieren zu lernen. Eins nach dem anderen.

SZ: War es nie verlockend, Papas Firma zu übernehmen?

Eichinger: Nein, Produktion ist überhaupt nicht mein Ding. Mein Vater hat mich irgendwann gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte, da war ich noch jünger. Aber ich habe ihm schon damals gesagt, das mir das zu riskant ist. Ich könnte das nicht, ganz ehrlich. Man muss sich für ein Projekt komplett aus dem Fenster lehnen. So viel Mut aufbringen - mich würde das total fertig machen. Ich bin ja jetzt schon nervös, wenn ein Film von meinem Vater startet. Vor allem, wenn ich merke, dass er sehr daran hängt. Schauspielerin sein könnte ich mir eher vorstellen, aber Produzentin sein auf keinen Fall.

© SZ vom 8.4.2008/rus - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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