Im Gespräch: Uma Thurman:"Es gibt keine Regeln"

Lesezeit: 2 min

Uma Thurman spricht über Komischsein, Kontrollverlust und darüber, dass ihr nie normale Rollen angeboten werden.

Anke Sterneborg

SZ: In "Zufällig verheiratet" spielen Sie jetzt eine Radiotalkerin, die kurz vor der Hochzeit feststellen muss, dass sie bereits verheiratet ist.

Können diese Augen töten? Sie konnten in "Kill Bill" - nun ist Uma Thurman in einer Komödie zu sehen. (Foto: Foto:)

Uma Thurman: Ja. Das normale Mädchen von nebenan wird mir leider nie angeboten.

SZ: Ein Computerhacker jubelt Ihnen im Film diese Ehe unter. Haben Sie auch manchmal das Gefühl, dass wir durch Internet und Computer zunehmend die Kontrolle über unser Leben verlieren?

Uma Thurman: Oh, in dieser Hinsicht habe ich nichts zu verlieren.

SZ: Wie meinen Sie das?

Uma Thurman: Ich lebe seit meiner Geburt ohne Kontrolle, und ich hoffe jetzt sogar sehr optimistisch darauf, dass Computer mir helfen könnten, sie endlich zu erlangen. Mir gefällt die Vorstellung, nie wieder in ein Telefon sprechen zu müssen. Und da ich Legasthenikerin bin, verzweifle ich, sobald man mir einen Stift in die Hand gibt. Ich bin leider immer noch kein Experte auf dem Gebiet, aber ich stelle mir vor, dass alles besser wird, wenn ich mir erst mal das nötige Computerwissen angeeignet habe. Aber das könnte natürlich auch eine Illusion sein.

SZ: Komödien wie diese funktionieren bei Ihnen immer wieder als luftiges Gegengewicht zum harten Actiondrill à la "Kill Bill", oder?

Uma Thurman: Ja, sie sind meine Belohnung. Nach "Kill Bill" musste ich mich lange Zeit besonders gut amüsieren, um mich von diesem Extremdreh zu erholen. Der Wechsel von Rhythmus und Stil ist gut. Jetzt hungere ich wieder nach schwierigen und dramatischen Filmen, die zur Zeit aber leider niemand produzieren will.

SZ: Komödie gilt als die schwerste Aufgabe für einen Schauspieler. . .

Uma Thurman: . . . ganz einfach, weil es nur eine einzige Art gibt, einen Dialog komisch wirken zu lassen, aber hundert Möglichkeiten, ihn berührend zu machen. Das Drama hat eine viel größere Bandbreite als die Komödie, bei der man leicht den richtigen Moment verpasst. Schon ein Atmer an der falschen Stelle kann alles ruinieren. Es gibt keine Regeln, man muss das in den Knochen spüren. Es hat mit Intuition zu tun, man muss aber auch mutig sein, wenn es nicht lustig ist, sieht man nun mal ziemlich dumm aus in einer Komödie.

SZ: Anders als viele Ihrer Hollywood-Kollegen sind Sie keine praktizierende Buddhistin. Was kurios ist, zumal Ihr Vater immerhin der erste Amerikaner war, der in den sechziger Jahren buddhistischer Mönch wurde, richtig?

Uma Thurman: Stimmt. Und gerade weil ich unter lauter Menschen aufgewachsen bin, die auf der Suche nach Spiritualität waren, habe ich in meinem Leben nach anderen Dingen gesucht, mich für die westliche Literatur interessiert, für Karriere und Unabhängigkeit.

SZ: Ist denn trotzdem irgendwas hängengeblieben?

Uma Thurman: Ich beneide meinen Vater um den Glauben an die Reinkarnation. Der muss eine echte Gnade sein. Und es leuchtet mir ein, wenn er sagt, dass die monotheistischen, also die jüdischen, islamischen und christlichen Religionen, aus ökologischer Sicht eine Katastrophe sind: Wenn die Menschen in diesem Leben ihr Bestes gegeben haben, kommen sie in den Himmel und lassen den Planeten Erde hinter sich. Wenn man dagegen an Reinkarnation glaubt, bedeutet es, dass wir zurück auf die Erde müssen . . .

SZ: . . . und sie schon deshalb nicht als Dreckstall hinterlassen sollten.

Uma Thurman: Genau. Al Gore, den auch ich sehr bewundere, sagt, dass die Lösung nicht in einer festen Größe zugelassener Gifte liegt. Stattdessen müssen wir alle umdenken. Wie schwer das ist, sehe ich schon an mir. Ich versuche mein Bestes, ich verwende einige Zeit aufs Recyceln, doch dann sehe ich mein Taschentuch und denke, Mist, auch damit müsste ich mir ja auch die Nase zweimal putzen. Man muss sich unablässig selbst ermahnen. Und zukünftige Generationen wären motivierter, wenn sie sich klarmachen würden, dass sie eines Tages selbst die schmutzige Luft atmen müssen, zu der sie beigetragen haben.

"Zufällig verheiratet" ist am 13. November in den deutschen Kinos gestartet.

© SZ vom 15.11.2008/rus - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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