Hubers "degradierte Deutsche":Was ist Ihr Kleinwagen-Typ?

Erwin Huber befürchtet ein "Volk von Kleinwagenfahrern". Dem Klima zuliebe wird es genau so kommen. Schon mal zum Warmwerden: unsere offizielle Kleinwagen-Typberatung.

Gerhard Matzig

Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber hat sich in die Debatte um die EU-Abgasnormen eingeschaltet. Den Klimaschutz findet er zwar wichtig, aber zugleich warnt er: "Die Deutschen dürfen von Brüssel nicht zu einem Volk von Kleinwagenfahrern degradiert werden."

Das hört sich so entschlossen an wie das "Futuristische Manifest", das ein Poet namens Marinetti im Jahr 1909 verfasst hat. Darin beschreibt der Dichter lustvoll "eine kommende Zeit, da sich die toten Hunde auf den Straßen unter heiß gelaufenen Autoreifen wie Hemdkrägen unter dem Bügeleisen biegen".

Und diesen nationalen Biegesport, zu dessen Ausübung das deutsche Volk besonders befähigt ist, will man uns austreiben? Das ist ja fast so, als hätte sich der Medizinalrat Dr. Nacke doch noch durchgesetzt. Der beschrieb gleichfalls vor etwa einhundert Jahren das Autofahren als "unnatürliche Form der Trunkenheit". Jungfrauen riet er, sich von "selbstfahrenden Kutschen" wegen der Erschütterung auf den Rückbänken und der damit verbundenen "sinnlichen Enthemmung" fernzuhalten.

Ist aber die sinnliche Enthemmung in voluminösen VW-Sharans, großzügig dimensionierten Mercedes-S-Klassen und riesenhaften Porsche-Cayennes nicht der ureigenste Zweck des deutschen Autofahrers? Was, wenn sich am Ende doch noch das Klima, die schwindenden Erdölressourcen und das böse Brüssel gegen Deutschland und seine stolze Bügel-und-Enthemmungs-Industrie verschwören? Dann sollte man sich vorsichtshalber schon jetzt darüber Gedanken machen, wie man sich einigermaßen stilvoll degradieren lassen kann. Dazu muss man allerdings wissen, welcher Kleinwagentyp man auf dem Grunde seines veloziferischen Herzens ist.

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