Hörenswert:Klein, groß, wunderbar

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Der Trompeter Dusko Goykovich bringt zwei neue CDs auf den Markt

Von Oliver Hochkeppel

Andere sind mit 83 längst im tiefsten Ruhestand, der Trompeter Dusko Goykovich aber ist so aktiv wie eh und je. Jeden Tag kann man ihn im Gasteig oder im Bayerischen Hof treffen: "Ich darf da üben. Viele denken, wenn man alt ist, beherrsche man sein Instrument auch so, dabei muss man eher mehr üben als früher, um in Form zu bleiben. Ich brauche mehrere Stunden jeden Tag." Und beim Üben bleibt es nicht. Der 1931 im bosnischen Jajce geborene "Mann mit dem Wunderhorn" (den Titel verlieh man ihm in den USA) hat einen Tourplan, den sich die meisten Jüngeren wünschen würden. Er spielt als Gast der renommiertesten Jazzorchester wie mit seinen Formationen vom Quartett bis zur Bigband. Dabei muss er inzwischen so manche Ehrung einplanen, nach dem Echo Jazz für sein Lebenswerk im vergangenen Jahr darf er am 18. Juni im Alten Rathaus auch den Musikpreis der Landeshauptstadt München entgegennehmen,

Mindestens im Zwei-Jahres-Takt macht der seit 1968 in München lebende Weltstar, der zuvor in den USA mit Größen wie Woody Herman oder Gerry Mulligan gespielt hatte, ein neues Album. Jetzt kommen fast gleichzeitig gleich zwei heraus. Mit "Second Time Around" bei Organic nimmt er die 2011 mit "Tight But Loose" begonnene Zusammenarbeit mit dem Saxofonisten Scott Hamilton und dem Bernhard Pichl Trio wieder auf. Im kleinen Zirkel beweist er sich mit seinem eleganten, unerreicht flink und bruchlos Intervalle durchschreitenden Ton als vielleicht letzten Trompeten-Großmeister des swingenden Bebop und Hardbop. Und dann ist da Goykovichs Liebe zum Latin Jazz, die mit der bei seinem Stammlabel Enja erschienenen CD "Latin Haze" mal wieder in großer Besetzung dokumentiert ist.

Die Belgrader Radio Bigband RTS, bei der er 1950 seine Karriere begonnen hatte und bei der er zuletzt immer wieder mal zu Gast war, wünschte sich zum 65-jährigen Bestehen eine südamerikanisch-karibisch geprägte Aufnahme mit ihm. Dem kam Goykovich gerne nach und brachte noch Cesar Granados mit, den ebenfalls seit Jahrzehnten in München lebenden panamesischen Perkussionisten, der mit Rudi Fueser einst die legendäre Connexion Latina gegründet hatte und immer noch seine Latin Percussion School betreibt. Das beseelt und ordentlich auf Tempo gebrachte, an Goykovichs Erfolgsalbum "Samba Do Mar"" anknüpfende Ergebnis ist am Montag, 1. Juni, live in der Unterfahrt zu erleben, wo der Mann mit dem goldenen Horn es mit seiner Münchner Bigband vorstellt.

Dusko Goykovich & Bigband RTS: "Latin Haze", Enja; live: Mo., 1. Juni, 21 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstraße 42

© SZ vom 30.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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