Hertzkammer:Zusammensein

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Der Club "Rote Sonne" agitiert mit Wärme gegen die äußere Kälte

Von Theresa Hein

Es ist schwierig, nach dem vergangenen Wochenende eine Tanzempfehlung zu geben. Zu sagen, geht hier hin, habt Freude, das Leben ist doch schön, und die Musik erst. In der Nacht vom 23. auf den 24. Juli erschien auf der Facebook-Seite der Roten Sonne eine Erklärung, die mit dem Amoklauf am Freitag davor zu tun hatte. Sie war, neben einer Mitgefühlsbekundung für die Angehörigen der Opfer, vor allem eine Rechtfertigung dafür, dass die Rote Sonne in der folgenden Samstagnacht geöffnet haben würde.

Und sie war als Statement gegen die Angst gemeint: Man solle in dieser Zeit des Blutvergießens nicht die Freude am Zusammensein in der Gemeinschaft verlieren. Das kam für viele zu früh, zu nahtlos anschließend an die Ereignisse dieses Freitagabends. Es wirkte tatsächlich pietätlos, so kurz nach dem Amoklauf, von dem man am Samstag noch nicht viel wusste.

Trotzdem hat die Aussage einen wahren Kern. Natürlich ist es nicht gut, wenn sich in Zeiten, in denen sich eine gefühlte äußere Kälte breitmacht, auch noch eine innere ausbreitet. Mehrere Münchner Clubs haben das ausgesprochen, was viele denken: Man muss Gewalt mit Wärme, mit Gemeinschaft und mit Zusammenhalt begegnen, man kann sich nicht verbarrikadieren und den Terror, egal ob organisiert oder individuell geplant, auf sich übergreifen lassen.

Vielleicht wäre es von den Veranstaltern etwas wärmer gewesen, sie hätten sich mit diesem Statement etwas mehr Zeit gelassen. Deswegen ist dies auch keine Empfehlung, am Wochenende in die Rote Sonne zu gehen, es ist nur eine Möglichkeit von vielen, mit den Ereignissen der vergangenen sieben Tage umzugehen: Ein sehr, sehr guter DJ legt am Freitag, 29. Juli, in der Roten Sonne auf. Er heißt Travis Stewart oder auch Machine Drum, mixt Synth-Pop und Trap in seine Tracks, hat für Azaelia Banks produziert und sich mit einem erstaunlichen Johnny-Cash-Remix einen Namen gemacht.

Machine Drum, Schlachthofbronx u.a., Freitag, 29. Juli, 23 Uhr, Rote Sonne, Maximiliansplatz 5, 55 26 33 30

© SZ vom 27.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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