Hertzkammer:Zukunftssound

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Das Bostoner Duo "Soul Clap" hat schon George Clinton überzeugt

Von Kaline Thyroff

"Wer sagt, eine Jazzband kann keine Tanzmusik spielen? Wer sagt, eine Rockband kann keinen Funk spielen? Wer sagt, eine Funkband kann keinen Rock spielen?", hat George Clinton 1978 auf dem legendären Funkadelic-Album "One Nation Under A Groove" gefragt. Sein Manifest zur Missachtung musikalischer Grenzen hat "Mr. Funkenstein" natürlich auch selbst befolgt und mit seinem funky Inferno aus Soul, Jazz und Psychedelic Rock gleich ein ganz neues Genre begründet. Bis heute beeinflusst George Clintons P-Funk Hip-Hop und Techno. Und bis heute freut sich der bald 74-Jährige über jeden Jungspund, der es ihm gleichtut und mit Hilfe von alten Sounds etwas Neues erschafft.

Vor zwei Jahren hatte das Bostoner Produzenten-Duo Soul Clap die Ehre, George Clinton zu treffen. Natürlich waren die beiden vorbereitet, haben ihm einen Track vorgespielt, den sie alleine aus Funkadelic-Samples produziert hatten. Trotzdem klang er anders, irgendwie eigenwillig. Und Clinton war sofort überzeugt. Einen Anruf später stand auch Sly Stone im roten Samtanzug vor der Studiotür und wurde Teil einer gemeinsamen, generationenübergreifenden Aufnahmesession.

Eli Goldstein und Charles Levin von Soul Clap haben von den Besten gelernt. Nicht nur ihre große Klappe haben sie sich bei den alten Herren des Funk abgeschaut, sondern auch das Vertrauen, sich beim Musikmachen nichts diktieren zu lassen. Wenn alle nur den Trends folgen, klingt auch alles irgendwann gleich, davon sind Soul Clap überzeugt. Stattdessen versuchen die beiden, ihre eigene Nostalgie neu zu ordnen. In ihren aktuellen Tracks treffen Siebziger-Jahre-Funk auf Achtziger-Jahre-Drumsounds und manchmal auch auf eine beherzte Portion Neunziger-Jahre-Pop. Weil Soul Clap dabei aber auch immer sehr experimentell ans Werk gehen, klingt das am Ende erstaunlich zeitlos und in den besten Momenten sogar nach Zukunft. Seit dem Jahr 2008 ist das Duo Teil des New Yorker "Wolf + Lamb"-Kollektivs, das unter anderem auch schon Nicolas Jaar bekannt gemacht hat.

Als DJs sind Eli Goldstein und Charles Levin schon im Teenageralter durch die harte Schule gegangen. Kaufhäuser, Hochzeiten, Modenschauen und Bar Mitzwas standen damals genauso auf dem Tourplan wie Underground-Partys und Afterhours im Club. Soul Clap haben gelernt, immer den richtigen Track für den richtigen Moment am richtigen Ort zu finden. Schubladen interessierten sie dabei herzlich wenig, betonen sie immer wieder, im Club gehe es alleine um Emotionen. George Clinton würde tanzen.

Soul Clap , Freitag, 17. Juli, 23 Uhr, Bob Beaman, Gabelsbergerstr. 4

© SZ vom 16.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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