Hertzkammer:Zucker für Affen

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Das "Kong" schließt nach fünf Jahren seine Pforten

Von Martin Pfnür

Aufhören soll man ja bekanntlich dann, wenn's am schönsten ist, und so war es wohl nur konsequent, als die Betreiber des nach wie vor sehr gut besuchten Kong in der Prielmayerstraße, Ecke Hauptbahnhof, ihren Facebook-Followern mitteilten, dass diese jetzt "tapfer sein" müssten - man schließe Ende Februar. "Gerade, weil alles so wunderbar läuft im Moment, haben wir diesen Zeitpunkt dafür gewählt. Wir wollen für immer sehr stolz und glücklich auf eine großartige Zeit mit unfassbaren Erlebnissen zurückblicken und uns an den nebelverhangenen Erinnerungen ergötzen", hieß es da unter anderem.

Nun mögen die "unfassbaren Erlebnisse" vielleicht ein wenig hoch gegriffen sein, in Sachen Programm stach der Club indes zu jeder Zeit durch Geschmackssicherheit und einem ausgewogenen Verhältnis zwischen regionalen Acts, interessanten Newcomern und großen Namen aus der hiesigen Clublandschaft hervor - was sich gerade in den finalen Wochen des Kong noch einmal eindrucksvoll zeigt.

Da wäre etwa der 12. Februar, an dem sich die Macher zweier Münchner Labels präsentieren: "Public Possession", betrieben von Valentino Betz und Marvin Schuhmann, die ihr Label - ganz in der Tradition der Münchner Institution Gomma Records - als übergreifendes Projekt verstehen, dessen Spektrum von elektronischer Musik über Grafik, Design und Text bis hin zu Merchandise Artikeln reicht. Sowie "Ilian Tape", das Label der Brüder Dario und Marco Zenker, die als Zenker Brothers schon lange hinter den Decks stehen (so auch im Kong) und mit "Shred", dem wunderbar dunklen, sphärischen Debüt des jungen Münchner Produzenten Skee Mask, kürzlich ihr zweites Album veröffentlichten.

Da wäre aber auch der Mittwoch darauf, an dem sich mit Mike Skinner ein alter Bekannter einfindet, den man eigentlich gar nicht mehr auf der Rechnung hatte. Als The Streets begeisterte der Brite über Jahre, indem er, in breitestem Londoner Cockney-Dialekt rappend, den Lebensalltag der Vorstadt-Middleclass reflektierte, bis er das (gleichfalls bis zum Schluss erfolgreiche) Soloprojekt 2011 nach fünf Alben beendete. Das Kong beehrt er zum Abschied mit einem DJ-Set. Und wer weiß, vielleicht kommt das mit dem "Unfassbaren" ja tatsächlich noch hin, wenn das Line-up des Finales (das sich von Freitag, 26. Februar, bis in den Montag darauf erstreckt) einlöst, was es verspricht. 15 Acts, darunter Größen wie der formidable Produzent Roman Flügel sowie ein "very special guest", werden dem Tanzaffen im Kong dann über ein ganzes Wochenende hinweg letztmals Zucker geben.

Kong, Prielmayerstraße 6, Restprogramm unter www.kkoonngg.com

© SZ vom 12.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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