Hertzkammer:Schulfreunde

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Pan-Pot sind Tassilo Ippenberger und Thomas Benedix aus Berlin

Von Sabine Gietzelt

Sich als Techno-Produzenten ausgerechnet in der Schule kennenzulernen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Die Schulbank, die Tassilo Ippenberger und Thomas Benedix gedrückt haben, stand natürlich in einer besonderen Schule, beziehungsweise in einer Akademie für Medien- und Musikproduktionen in Berlin. Pan-Pot nennen sie sich seit 2003, und gerade haben sie ihr zweites Album veröffentlicht, acht Jahre nach ihrem ersten. Minimal Techno war damals noch nicht bis zur öden Fadheit durchgenudelt, und sich diesem Trend heute noch anzunähern, birgt akute Langeweile-Gefahr, die es zu umschiffen gilt. Und was tun Pan-Pot? Auf ihrer neuen Platte "The Other" umschiffen sie die Gefahrenzone im Idealfall großräumig, und im schlimmsten segeln sie mittenrein.

"808 Nirvana" ist natürlich ein reißerischer Titel für einen Track. Seit Ende der Achtzigerjahre ist der 808 immer ein guter Verweis auf kultige Sounds aus den guten alten Tagen elektronischer Musik . Das Nirvana ist in der Musik sowieso zu Hause, und mit "808 Nirvana" setzen Pan-Pot uns eine herbe Sache mit unheilschwangeren Düstervocals und Sounds aus der vagen Hölle des Unterbewusstseins vor. Fies. Böse. Gemein. Nett ist das nicht. Aber schön und dunkel. Was beides nicht auf alle der neuen Tracks zutrifft. Ein bisschen matt muten manche Stücke an, andere könnten als Referenz an den Soundtrack zu John Carpenters Film "Die Klapperschlange" durchgehen (Film und Soundtrack gelten immerhin als Klassiker!), wenn auch vielleicht ungewollt . Manches Stück ist funky geraten , R&B und Pop lassen grüßen, und wir grüßen freundlich zurück: radiotaugliche Formate im Genremix für ein größeres Publikumsspektrum.

Pan-Pot lassen viele Eindrücke zurück, auch wenn sie etwas unscharf sind. Der permanente Richtungswechsel der beiden könnte für den Abend nach dem Besuch auf der Wiesn gut passen und für den generell unentschlossenen Zauderer sowieso. Und wenn auf einem Album zwei bis drei gute Stücke sind, dann ist das ohnehin ein guter Schnitt.

Pan-Pot, Freitag, 2. Oktober, 22 Uhr, Rote Sonne, Maximiliansplatz 5

© SZ vom 01.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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