Hertzkammer:Rausch und Geräusch

Noise-Künstler erobern die Clubs

Von Rita Argauer

Ohrenbetäubend laut, Verzerrungen, die im Gehirn schmerzen, und eine kaum erkennbare Rhythmik. Noise-Musik kennt viele Facetten, aber eines ist sie sicherlich nicht: zugänglich. Vielmehr gleicht ein solches Konzert einer freiwilligen Tortur, die in guten Fällen zu einem kathartischen Moment führt. Umso erstaunlicher ist es, dass Noise-Musik nun die Club-Musik erreicht, etwa bei der britischen Clicks'n'Cuts-Musikerin Klein oder dem Beat-Berserker Yves Tumor. Das Publikum rennt hier nicht mehr weg, ob der Störgeräusche, aus denen sich diese Musik zusammensetzt, sondern feiert die Radikalität solcher Konzerte als existenzielle Grenzerfahrung.

In München, dieser sauberen und süßen Stadt, ist die Noise-Szene erstaunlich facettenreich aufgestellt, etwa mit der Reihe "Pension Noise", für die Anton Kaun, alias Rumpeln, internationale Noise-Künstler in die Galerie Gregorian & Kullukcu einlädt. Aktuell nun den Südkoreaner Octopoulpe, der Schlagzeuger, DJ und Hardcore-Band in einem ist und bei einem nachmittäglichen Sonntagskonzert vom Münchner Lo-Fi-Noiser Lachpillenonkel unterstützt wird.

Tags zuvor hingegen zeigt sich mit dem Auftritt von Sinjin Hawke und Zora Jones noch einmal, wie sehr Noise-Elemente derzeit schon den Mainstream-Sound prägen: Hawke arbeitete schon für Kanye West. In der Roten Sonne aber führt er zusammen mit Jones nun das Projekt "Fractal Fantasy" auf - darin fügen sich störende Klänge und Geräusche aufs Zugänglichste in Beats und Songstrukturen ein.

Pension Noise , So., 10. Dez., 16 Uhr, Galerie Kullukcu & Gregorian, Import Export, Dachauer Str. 114, Sinjin Hawke und Zora Jones , Sa. 9. Dez., 23 Uhr, Rote Sonne, Maximiliansplatz 5

© SZ vom 07.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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