Hertzkammer:Qualität auf Vinyl

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Das Münchner Label "Jazz & Milk" feiert Zehnjähriges

Von Martin Pfnür

Manchmal kommen ja die schönsten Dinge zustande, ohne dass man sie wirklich plant. Als etwa der Grafiker Tim Schmitt seinen Freund Christoph Doepke - den Neffen des Münchner Jazzpianisten Christian Doepke - fragte, ob dieser denn nicht ein paar der Tracks, die er unter dem Namen Dusty produzierte, auf Vinyl pressen lassen wolle, hatte noch keiner der beiden so etwas wie die Gründung eines Labels im Kopf. Schmitt stand kurz vor seiner Abschlussarbeit, und seine Idee war, im Rahmen dieser Arbeit ein hochwertiges siebgedrucktes Plattencover zu entwerfen. Nur wollte er das eben ungern ohne dazugehörige Musik machen. Also gaben die beiden eine auf 300 Stück limitierte Platte in Auftrag, Doepke nannte sie die "Jazz & Milk EP" - und flugs wurden sie von einem befreundeten DJ an einen Vinylvertrieb vermittelt. Da war also die Platte, da war das Cover, da war der Vertrieb. Fehlte noch, klar: ein Label.

Zehn Jahre ist das jetzt her. Das Label hat Doepke dann einfach selbst gegründet und nach seinem Debüt benannt. Eine gute Entscheidung, denn was damals recht spontan ins Leben gerufen wurde, kann man heute guten Gewissens als Münchner Institution in Sachen Sample-basierter Qualitätsmusik bezeichnen. Es ist vor allem diese Verbindung von Homogenität und Vielschichtigkeit, von handgemachten und elektronischen Klängen, die den Jazz & Milk-Sound auszeichnet - Jazz, Funk, Afrobeat, Latin, Dub, Disco, Hip-Hop, Deep-House, all jene Genres also, deren kleinster gemeinsamer Nenner in ihrer starken rhythmischen Prägung liegt, finden hier über den Weg des Samplings zusammen. Maximal zwei bis drei EPs und ein Album erscheinen jährlich auf Jazz & Milk, er wolle ausschließlich Musik veröffentlichen, die er auch als DJ auflegen würde, sagt Doepke, der nach dem Ausstieg von Tim Schmitt heute alleine für das Label verantwortlich zeichnet.

Und hinter den Plattentellern steht der 31-jährige nicht eben selten. Neben seinen weltweit gebuchten DJ-Gigs sind da insbesondere die Jazz & Milk-Clubabende zu erwähnen, die er seit Jahren in München veranstaltet und dabei mal Label-eigene Acts, mal Größen anderer Labels präsentiert. Entsprechend repräsentativ fällt das Angebot zum Zehnjährigen mit dem Jazz-infizierten Wiener Frickler Dorian Concept (Ninja Tune) und dem Genre-hüpfenden Jazz & Milk-Artist Sam Irl als Live-Acts aus. Dass Labelchef Doepke als Dusty dann im Anschluss mit tanzbaren Vinyl-Raritäten durch die Nacht führt, ist bei diesem Anlass natürlich Ehrensache.

Ten Years Of Jazz & Milk, Freitag, 25. September, 23 Uhr, Rote Sonne, Maximiliansplatz 5

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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