Hertzkammer:Lieblingslabel

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Konta Records stellt sich im Harry Klein vor

Von Rita Argauer

Ursprünglich war das Label tatsächlich ein Zettel. Ein Etikett, das in der Mitte der Schallplatte klebte und deren Inhalt bezeichnete. Die Bezeichnung Label hielt sich für Plattenfirmen; auch in der Zeit, als Labels zu weit mehr in der Lage waren als bloße Etiketten herzustellen. Als es gut lief in der Musikindustrie - von den Sechzigerjahren bis zur Internet-Krise - konnten auch kleinere Labels ganze Aufnahmen vorfinanzieren. Dass der Einfluss der Labels mit der durch das Internet erlangten Unabhängigkeit der Künstler sank, ist nicht nur negativ: Die Künstler mussten zwar jetzt ihre Platten wieder selbst finanzieren, hatten aber die Vermarktungsstrategie, wie sie sich verkaufen wollten, also das "Labeling", selbst in der Hand.

Heute sind kleine Labels nicht mehr großgestische Industrie-Vermittler, sondern eine Plattform, die Künstler ähnlicher Couleur versammelt. Labels funktionieren im Underground-Bereich als Netzwerk-Klammer für die Künstler: Und es gibt da durchaus ein Nerd-Publikum, das alle Veröffentlichungen seines Lieblingslabels kauft. So ein Lieblingslabel könnte auch Konta Records werden. Die zwei Münchner Matthias Dräxler und Matthias Schüll haben die kleine Firma im vergangenen Jahr gegründet und einen Sampler veröffentlicht. Nun stellen sie ihre Künstler live im Harry Klein vor. Dräxler und Schüll sind eigentlich selbst Musiker. Vor gut eineinhalb Jahren traten sie das erste Mal mit ihrem House-Projekt Baal auf den Plan: Die verloren-pathetische Geste der Spätromantik trifft darin auf House. Und erstaunlicherweise funktioniert dieser Pathos-Techno für ein recht großes Publikum sehr gut. Und das erlaubt den beiden ein wenig mäzenatisch in der Szene aufzuschlagen.

So gründeten sie ihr Label für befreundete Künstler. Auch wenn es nach Eigenaussage finanziell natürlich völlig wahnsinnig ist. Die Künstler, etwa Urban by Choice, Radiothérapie oder Kai Mayer sind bisher alle aus dem elektronischen Bereich. Ihre Musik ist leicht und schwer zu gleich, melodisch versprenkelte Synthesizer, sanfte Beats und in Tempo und Dynamik schwere Gesten. Aber zudem wünschen sich die beiden Gründer auch Bands auf ihrem Label. Das passt wiederum auch zur Musik von Baal. Denn da wünscht man sich manchmal, die Bläser in der Musik würden live durch den Club schallen.

Konta Records Showcase , Donnerstag, 7. Januar, 23 Uhr, Harry Klein, Sonnenstraße 8

© SZ vom 07.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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