Musikjournalist, Buchautor, Radiomoderator, Vortragsreisender, Hit-Produzent, Remix-Virtuose, DJ und nun also auch noch Künstlerischer Leiter des Instituts für Populäre Musik an der Universität der Künste in Folkwang - die Liste der potenziellen Berufsbeschreibungen für den umtriebigen Pop-Gelehrten Hans Nieswandt ist schier endlos. Wo also anfangen? Nun, vielleicht dort, wo auch seine Karriere einst ihren Anfang nahm: bei den Plattentellern. Hinter selbigen steht Nieswandt, Jahrgang 1964, bereits seit seinen Schultagen in Friedrichshafen, wo er sich im Rahmen der Klassenfeten kurzerhand zum Discjockey ernennt und mit seinen ersten LPs die Beschallung der Schulfeierlichkeiten übernimmt.
Platten auflegen, das ist für Hans Nieswandt bis heute eine "kleine heilige Handlung", wie er sagt. Eine Handlung, die sich wie ein roter Faden durch eine Vita zieht, die Nieswandt schon früh durch verschiedene Ebenen des Musikgeschäfts führt: So beginnt er in jungen Jahren parallel zu seinen stark House-infizierten DJ-Sets auch für das pop-theoretisch geprägte Musikmagazin Spex zu schreiben. Es folgen Vorträge und Workshops für das Goethe-Institut, wo er elektronische Musik aus Deutschland in aller Welt vorstellt, und die Gründung des Projekts Whirlpool Productions, das er Mitte der Neunzigerjahre mit Justus Köhncke und Eric D. Clarke ins Leben ruft, um mit dem feinen Tanzbodenfeger "From Disco to Disco" sogar einen veritablen Hit zu landen.
Keine Wunder also, dass bei solch einem Schaffensdrang mittlerweile drei autobiografisch geprägte Bücher, zwei Solo-Alben sowie unzählige Remix-Arbeiten (besondere Empfehlung: "Hildegard Knef Remixed") vorliegen und Nieswandt seine Erfahrungen heute auch in einem akademischen Kontext weitergibt. In der Roten Sonne wird er sich indes auf die kleine heilige Handlung beschränken, mit der einst alles angefangen hat.
Hans Nieswandt , Donnerstag, 27. Juli, 23 Uhr, Rote Sonne, Maximiliansplatz 5