Hertzkammer:Global unterwegs

Der kanadische DJ Tiga im Blitz-Club

Von Stefan Sommer

Als Kindergartenkind reist er mit seinen Eltern entlang dem Hippie-Trail quer durch Goa. An den Stränden der indischen Flowerpower-Enklaven Anjuna und Palolem überwintert Familie Sontag Ende der Siebziger regelmäßig - weit weg vom Schnee ihrer kanadischen Heimat. Bungalowtür an Bungalowtür mit Weltstars wie John Lennon, Mia Farrow oder Cat Stevens, ist der kleine James dabei, als auf den Partys aus psychedelischen Drogen und wilden Soundexperimenten neue Genres der elektronischen Musik entstehen. Sein Vater, damals einer der ersten DJs, schneidet die seltsamsten Stellen aus Rock-, und Reggae-Platten und spielt sie den Sinnsuchenden auf ihrer spirituellen Reise in Dauerschleife vor. Sohnemann James, der sich viele Jahre später Tiga nennen wird, ist damals dabei, als sein Vater im Dschungel von Anjuna "Psytrance" erfindet.

Zurück in Montreal, eröffnet James Sontag mit 21 Jahren einen Nachtclub. Das "Sona" wird für mehr als eine Dekade zu einem der wichtigsten Orte der kanadischen Clubkultur. Während in Deutschland die Loveparade in Berlin gen Siegessäule zieht, avancieren auch in Nordamerika Techno und House Mitte der Neunziger zum Massenphänomen.

Wie sein Vater reist Tiga bald als DJ durch die Welt. Spätestens mit seinem Remix des Achtziger-Hits "Sunglasses At Night" von Corey Hart kommt er 2001 dann auch in den internationalen Charts an. Seine geniale Neuinterpretation von Nellys "Hot In Herre" entwickelt sich zum weltweiten Dance-Hit. Wie kein anderer steht James Sontag für die globale Geschichte elektronischer Musik.

Tiga , Freitag, 6. Juli, 23 Uhr, Blitz Club, Museumsinsel 1.

© SZ vom 05.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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