Hertzkammer:Ebenerdig

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Wunderbares im Import-Export: Underground aus Afrika

Von Rita Argauer

In einer Hinsicht sind die meisten Münchner Clubs armselig, vor allem im Vergleich zu anderen Städten: Nicht nur die ikonische Panorama Bar im Berliner Berghain, deren namengebende Panorama-Fenster an dramaturgischen Höhepunkten der DJ-Sets geöffnet werden, lässt Münchens Clubs in Sachen äußerlicher Präsentation arm aussehen. Schon ein ebenerdiger und gar über die Erde erhobener Club-Raum ist hier Luxus. Club-Leben wird im Normalfall in den Keller verbannt - allein der Lautstärke wegen, die in dieser eng bebauten Stadt dort besser in Schach zu halten ist als hinter Glasscheiben. Doch nicht nur in Berlin gibt es spannendere Räume als die obligaten Souterrains. In Darmstadt etwa findet sich die Oetinger Villa, deren Bezeichnung als Villa kein Euphemismus ist, sondern fast tiefstapelt bei der Beschreibung des schlossartigen Anwesens.

Ja, München, die Räume und deren Knappheit. Angesichts der katastrophalen Wohnungslage ist es auch ein wenig überheblich, sich über die eher wenig attraktiven Club-Gebäude zu beschweren. Dennoch funktionieren die Räume der Münchner Standard-Clubs gut als Zeichen für die Lage dieser Stadt, in der Sub- und Popkultur zwar zum Teil auf wunderbar hohem Niveau stattfindet, aber der Shabby-Chic der Austragungsorte kein cool gemeintes Understatement ist, sondern die einzige Möglichkeit.

Deshalb ist das Kreativquartier an der Dachauer Straße auch gerade ein Potemkinsches Dorf. So lange die Stadt sich nicht im Klaren darüber wird, was dort gebaut werden soll, finden da ebenerdig, laut und unkonventionell wunderbare Dinge statt. Etwa im Import-Export, das nun einem, schon durch das in München ansässige Label "Out Here Records", besonderen Trend dieser Stadt einen Raum gibt: aktuelle Underground-Musik aus Afrika. Das Ende des Sommers feiert dort nun die Krew, ein Zusammenschluss von 20 Münchner DJs: Monaco Freshprince, Bob & Al oder Taran Frisch präsentieren Funk, Dub, Hip-Hop und Reggae. Die einzige Vorgabe: Die Musik soll unkommerziell und afrikanischen Ursprungs sein.

Krew - End of Summer Session , Freitag, 2. September, 22 Uhr, Import-Export, Dachauer Straße 114

© SZ vom 01.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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