Hertzkammer:Club für alle

Die Neuzeit Label Nacht im Harry Klein

Von Rita Argauer

Der Adelstitel des Nachtlebens braucht kein "von" im Namen. Es reicht, wenn der Name auf einer Liste auftaucht. Das Privileg eines Gästelistenplatzes genießen diejenigen, die von der Szene für wichtig erachtet werden - Künstler, Booker und auch Journalisten. Ein ziemlich ekelhaftes System. Die Anwesenheit gewisser Menschen wird für wichtiger erachtet als die des gewöhnliche Fuß-, Pardon, Partyvolks. "Willst Du mein Plus 1 sein", sang Jens Friebe einst, als handele sich das um einen Heiratsantrag.

In München soll nun Schluss sein mit den Neo-Adelungen des Nachtlebens. "Dabei sein für alle" heißt es. Dafür startete der Verein "Kulturraum München", der sich sonst um Gästelistenplätze für schwächer Situierte kümmert, mit den Kammerspielen und dem Verband der Kulturveranstalter die Initiative "Share your Guestlist". Mit wem man teilt, bleibt dabei nicht dem Gutdünken überlassen. Die Adelsklasse des Nachtlebens muss nur dazu bereit sein, anstatt keinem Eintritt ein bisschen Eintritt zu bezahlen. Das Geld wird gerecht weiter verteilt für vergünstigte Clubbesuche für alle ohne Adelsstatus.

Anzuwenden ist das neue Prinzip etwa am Freitag im Harry Klein, wo das Münchner Label "Neuzeit" Techno und Deep-House veranstaltet. Und wer im Voraus online für die Veranstaltung zusagt, zahlt bis Mitternacht keinen Eintritt. Hier kann man sich selbst adeln und das Privileg gleich wieder entprivilegisieren. Das ist zwar ein bisschen um die Ecke gedacht, aber irgendwo auch gelebte Demokratisierung. Égalité für das Clubleben.

Neuzeit Label Nacht , Fr., 7. Juni, 23 Uhr, Harry Klein, Sonnenstr. 8

© SZ vom 07.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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