Hertzkammer:Cinthies Zuhause

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Die Königin im Techno-Reich an den Reglern im Harry Klein

Von Kaline Thyroff

Cinthies Karriere liest sich wie aus dem Bilderbuch. Mit 14 hat die Berlinerin ihre Liebe zum Techno entdeckt, nachdem ihr älterer Cousin ihr eine Kassette mit Sven-Väth-Tracks zugesteckt hatte. Mit 15 begann sie in einem Plattenladen zu jobben und kurz darauf, die Clubs ihrer Übergangsheimat Frankfurt unsicher zu machen. Techno wurde nicht nur Cinthies Zuhause, sondern ein Kosmos der Möglichkeiten. Mit 16 stand Cinthie in den Neunzigern zum ersten Mal hinter den Plattentellern, wärmte die Clubs für internationale DJs auf. Und als Westbam eines Nachts hereinspaziert kam und sie fragte, ob sie auch Tracks produzieren würde, nahm sie das als Aufforderung und veröffentlichte 2001 ihre erste Platte auf dessen Label "Low Spirits". Russland, Mexiko, Japan - während sich Gleichaltrige noch ungeduldig ihre großen Reisen ersparen mussten, hat Cinthie als DJ schon die halbe Welt beschallt. Zurück in der Heimat, brachte sie dann aber erst mal ihr Studium zu Ende und merkte, dass ihr die kleineren Clubs doch besser gefallen als die ganz großen Raves.

Cinthie ist keine Selbstdarstellerin, sondern eine Macherin, ihr Motor weniger der Erfolg als die Musik. Mit Mitte Dreißig kümmert sie sich heute nicht nur um eine Tochter, sondern um die Vernetzung der Underground-House-Szene ihrer Heimatstadt Berlin. Zusammen mit Freunden hat Cinthie die Labels "Beste Modus", "Beste Freunde" und "Unison Wax" gegründet. Ihre abwechslungsreichen, deepen House-Tracks verkaufen sich wie geschnitten Brot. Und obwohl die Auflagen mit jeder Veröffentlichung steigen, stempelt der Freundeskreis die Etiketten auf dem Vinyl nach wie vor feinsäuberlich per Hand.

Selbst das Problem mangelnder Produktionsorte in Berlin hat Cinthie in die Hand genommen und mit den "Stasi Studios" einen Studio-Komplex sowohl für Newcomer als auch Größen wie Ben Klock oder die Gebrüder Teichmann geschaffen. Cinthie sorgt dafür, dass die Techno-Hauptstadt ihr Versprechen weiterhin halten kann. Und ganz nebenbei beweist sie auch immer noch als DJ, dass sie ein gutes Gespür hat - für Musik, für Menschen, und für das, was sie verbindet. Am Freitag legt Cinthie zusammen mit ihrem Label-Kollegen Albert Vogt im Münchner Harry Klein auf.

Cinthie, Freitag, 6. November, Beginn 23 Uhr, Harry Klein, Sonnenstraße 8

© SZ vom 05.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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