Hertzkammer:Aus Harry wird Marry

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Einmal im Jahr: Frauen an den DJ-Decks

Von Rita Argauer

Diskurse über Gleichberechtigung haben gerade Konjunktur. Wobei das Darübersprechen es ja nicht unbedingt klarer macht - die Veränderungen müssten so selbstverständlich sein, dass eben nicht mehr darüber gesprochen werden muss. Doch bis dahin wird geredet, es werden neue Gesetze gemacht und es werden Partyreihen geschaffen. Etwa im Elektro-Club Harry Klein. Einmal im Jahr heißt der Marry Klein, was bedeutet, dass einen Monat lang nur Frauen an den DJ-Decks stehen. Das ist schön, aber auch bigott, wenn das restliche Jahr über immer noch überwiegend von Männern gestaltet wird. Ähnliches passiert auch an den Kammerspielen, die am Wochenende Frauen, Genderdiskurse und Diversität zum Festival "Body Talk" auf die Bühne bringen und sonst aber weit mehr Männer in der Führungsriege beschäftigen als Frauen.

Am kommenden Samstag findet neben den Körpergesprächen an den Kammerspielen aber auch ein Körper-Schaulaufen in München statt. Unter dem Namen "Slutwalk" wird demonstriert; für mehr Gleichstellung, ein anderes Sexualstrafrecht und weniger Diskriminierung. Und es gibt eine After-Show-Party des Slutwalks. Die findet im Harry Klein statt, und natürlich - da durchbricht man den Kreis - stehen dann Frauen hinter den Decks, namentlich Barbara Hofmann und Resom, Residents im Berliner Club About Blank. Die Nacht zuvor ist im Harry Klein aber eigentlich noch viel schöner. Denn die wird, ganz ohne Slutwalk, Body Talk oder Marry Klein, also fast unverschämt anlasslos, ebenfalls von Frauen gestaltet: Yetti Meissner, Claire Morgan und Johanna Reinhold legen auf. Und erst wenn so etwas nicht mehr auffällt, dann ist wirklich etwas passiert.

Yetti Meissner, Claire Morgan und Johanna Reinhold , Freitag, 15. Juli, Barbara Hofmann und Resom , Samstag, 16. Juli, Harry Klein, Sonnenstr. 27

© SZ vom 14.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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