Daniel Miller hat ein Jubiläum zu feiern. 1978, also vor 40 Jahren ist nicht nur die einzige Single seines Projektes "The Normal" erschienen. Es blieb überhaupt die einzige Veröffentlichung von "The Normal". Es war die B-Seite, die den größeren Erfolg hatte: "Warm Leatherette", aufgenommen mit einem Korg-Synthie und veröffentlicht im gitarrenlastigen Punk-Trubel Londons.
"Warm Leatherette" ist ein extrem reduziertes, repetitives und unheimliches Stück, finster in seiner sterilen und gleichzeitig trashigen Produktion. Inhaltlich bezieht es sich auf einen 1973 erschienen Roman, der in der Subkultur damals hoch gehandelt wurde: "Crash" von J. G. Ballard, eine Geschichte, in der es um harten, geilen Sex geht, getriggert durch die Gefahr eines selbst inszenierten Autounfalls. Die Single war nicht nur ein beachtlicher Erfolg in der entstehenden Indie-Szene, sondern gleichzeitig die Geburtsstunde des Mute-Labels mit Daniel Miller als Chef.
Auch John Aquaviva hat schon auf einem Sublabel von Mute veröffentlicht. Auch er geht als Legende, Pionier und einflussreicher Musikmensch durch. Mit dem 54 Jahre alten Aquaviva und dem bald 67-jährigen Miller sind damit gleich zwei verdiente Meister am Samstag im Blitz zu erleben. Dass die beiden nach mehreren Jahrzehnten im aufreibenden Nachtleben und im harten Musikgeschäft noch immer nicht zu müde sind, um in den frühen Morgenstunden Platten aufzulegen, muss etwas mit einer unkaputtbaren Überzeugung zu tun haben, dass gute Musik das Leben einfach besser machen kann.
John Aquaviva, Daniel Miller , Sa., 20. Jan., 24 Uhr, Blitz, Museumsinsel 1