Hertzkammer:Alles geht

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Der Stuttgarter DJ und Produzent Konstantin Sibold im Kong

Von Martin Pfnür

Denkt man an Stuttgart, denkt man an Mercedes-Benz, Maultaschen, die Kehrwoche, vielleicht auch an den gebeutelten VfB oder Die Fantastischen Vier. Eher weniger bringt man die Stadt am Neckar mit elektronischen Klängen in Verbindung. House, Techno und Stuttgart? Hm. Umso schöner, dass sich mit Konstantin Sibold einer gleich auf mehreren Ebenen anschickt, das zu ändern. Mit fulminanten, ausgedehnten DJ-Sets. Mit wunderbaren Remix-Arbeiten. Mit einer Partyreihe, die immer wieder Hochkaräter an Land zieht. Vor allem aber mit einer ganzen Palette eigener Stücke wie etwa dem schlichtweg umwerfenden "Madeleine" - ein Track, so warm, pulsierend und erhaben, dass man ihn in Dauerschleife hören möchte. Keine Frage, wer immer auch Madeleine sein mag, sie darf sich sehr geehrt fühlen.

Ihren Anfang nahm die mittlerweile schwer an Fahrt aufnehmende Karriere Konstantin Sibolds bereits vor zwölf Jahren, als der damals 16-Jährige eher zufällig im Stuttgarter Plattenladen "Humpty" landete. Aufgewachsen mit sehr viel Hip-Hop im Ohr, hatte der Schüler zu dieser Zeit schon seine ersten Beat-Basteleien auf Kassette gebannt, um damit auf Klassenfahrten aufzutrumpfen, und sich auf Schulfesten im Breakdance und im Sprechgesang versucht. Im "Humpty" wurde Sibold bald zum Stammkunden. In Windeseile ließ er sich dort für House und Techno begeistern, kaufte Platten, Platten, Platten, begann selbst an ersten Sets und Tracks zu feilen - und bewies dabei derart viel Talent, dass ihn die beiden Ladenbetreiber erst an den Stuttgarter Vorzeige-Club "Rocker 33" vermittelten (wo er bereits 2009 Resident-DJ wurde), um dann ein Jahr darauf seine Debüt-EP "Neuland" auf ihrem Label Salon Rosi zu veröffentlichen.

Konstantin Sibold wohnt noch in Stuttgart. Er habe einfach gerne seine Ruhe, sagt er, in größeren Städten wie Berlin würde es ihm schnell zu viel. Ausgelastet ist der 28-Jährige ja auch so. Gebucht wird er längst weltweit und in hoher Frequenz, seine Singles und EPs erscheinen auf renommierten Labels wie Kompakt, DFA oder Cocoon, und in der Reihe "Common Sense People" holt er Monat für Monat Acts wie DJ Koze, Roman Flügel oder Efdemin ins Ländle. Seinen Hip-Hop-Wurzeln ist Sibold im Habitus treu geblieben, was sich vor allem an der gewaltigen Bandbreite seiner Sounds und Samples zeigt. Beseelter House, brettharter Techno, satt pumpender Deep-House, Remixe für Lana Del Rey, Laibach oder den ägyptischen Lauten-Spieler Hamza El Din: Alles geht, nichts muss. Groß.

Konstantin Sibold, Samstag, 16. Januar, 23 Uhr, Kong, Prielmayerstraße 6

© SZ vom 14.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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