Grammy-Verleihung:Der Triumph der Texanerinnen

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Das hat es bei den Grammys lange nicht mehr gegeben: Mit den Dixie Chicks hat bei der Verleihung des begehrten Musikpreises ausgerechnet eine Country-Combo in den wichtigsten Kategorien gewonnen. Die drei Folk-Sängerinnen triumphierten nicht nur über Mitbewerber wie Justin Timberlake, Red Hot Chili Peppers und Mary J. Blige, sondern indirekt auch über ihren texanischen Landsmann George W. Bush.

Die Dixie Chicks haben mit ihrem Song "Not ready to make nice" und dem Album "Taking the Long Way" die Hauptpreise bei der 49. Grammy-Gala in Los Angeles gewonnen.

Hinzu kamen drei weitere Trophäen in den Kategorien beste Single (ebenso "Not ready to make nice"), bestes Country-Album und bester Country-Live-Auftritt.

Das Country-Trio setzte sich im Rennen um den Top-Preis des Abends gegen den britischen Schmusesänger James Blunt, die ebenfalls aus Großbritannien stammende Soulsängerin Corinne Bailey Rae und das Hip-Hop-Duo Gnarls Barkley durch.

Die drei Sängerinnen, die aus ihrer Einstellung gegen den amerikanischen Präsidenten George W. Bush kein Hehl machen, werteten die höchste Auszeichnung in der Nacht zum Montag als politische "Botschaft" der Grammy-Juroren.

Die Grammys bedeuten auch einen späten, moralischen Triumph über die Us-Regierung. Lead-Sängerin Natalie Maines hatte bei einem Auftritt kurz vor dem Irak-Krieg 2003 gesagt, sie schäme sich, dass US-Präsident George W. Bush aus ihrem Heimatstaat Texas stamme. Daraufhin boykottierten zahlreiche der vornehmlich konservativen Country-Radiosender in den USA ihre Songs. Fans verbrannten öffentlich ihre Platten, die Mitglieder der Gruppe erhielten Morddrohungen.

Die jetzige Entscheidung der Grammy-Akademie in der Kategorie "bestes Album" für die Dixie Chicks war eine Überraschung, denn die meisten Fachleute hatten die Hip-Hop-Diva Mary J. Blige als Favoritin für diesen Preis gesehen.

Die 36-jährige Blige führte die Liste der Nominierten mit acht Nennungen an. Sie konnte sich aber mit "The Breakthrough" letztlich nur in den Kategorien R&B-Album, R&B-Performance und R&B-Song ("Be Without You") gegen die Konkurrenz durchsetzen.

Die begehrte Trophäe für das beste Rock-Album ging wie erwartet an die kalifornische Rockband Red Hot Chili Peppers. Das goldene Grammophon wurde der Gruppe, die in Kürze auch in die Rock 'n' Roll Hall of Fame aufgenommen wird, von dem ehemaligen US-Vizepräsidenten und Umweltschützer Al Gore überreicht.

Grammys für Dylan und Aguilera

Blues-Barde John Mayer ist erneut als bester Pop-Sänger ausgezeichnet worden. Der 29-jährige Songschreiber Mayer erhielt die prestigeträchtige Trophäe für seinen Song "Waiting for the World to Change". Nach seinen Grammy-Auszeichnungen vor zwei und vier Jahren ist es Mayers dritte Trophäe in dieser Kategorie.

Zudem konnte der Gitarren-Musiker in diesem Jahr auch noch den Preis für das beste Gesangsalbum mit nach Hause nehmen. Er bekam ihn für seine von der Kritik gelobte selbstproduzierte Platte "Continuum".

Die drei Jahre jüngere Christina Aguilera gewann die Auszeichnung als beste Pop-Sängerin für ihren Song "Ain't No Other Man".

Ein besonderes Highlight des Abends war der Live-Auftritt der legendären britischen Rockgruppe The Police. Frontmann Sting und die beiden anderen Bandmitglieder traten erstmals seit 23 Jahren wieder auf.

Die Grammys werden in mehr als 100 Kategorien vergeben. Zu den weiteren Gewinnern in diesem Jahr gehörten Gnarls Barkley ("Crazy"), Tony Bennett und Stevie Wonder ("For Once in My Life"), die Black Eyed Peas ("My Humps") und Bob Dylan ("Someday Baby").

© sueddeutsche.de/dpa/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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