Franz von Stuck:Auftritt der Amazone

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Franz von Stuck mit dem Modell der Amazone in der Kunstakademie 1914 (Foto: Stadtarchiv München)

Die aktuelle Ausstellung zeigt Gemälde und Plastiken

Von Evelyn Vogel

Die speerwerfende Amazone, die seit so vielen Jahren wie ein Wahrzeichen vor der Villa Stuck steht, sollte eine zentrale Rolle spielen, um das Jubiläum der Villa als Museum zu feiern. Deshalb hat man die Skulptur ins Neue Atelier versetzt, wo sie nun eine zentrale Position einnimmt. Und erstmals hat der Besucher plastisch vor Augen, warum der Maler damals so hohe, lichte Arbeitsräume haben wollte und dabei einen White-Cube geschaffen hat, der den totalen Gegenentwurf zum repräsentativen Atelier in der alten Villa darstellte.

Nach der Amazone schien Stuck eine Zukunft als Bildhauer denkbar. Einer, der große Plastiken für den öffentlichen Raum schaffen wollte, wie er es im Auftrag der Stadt Köln mit der Amazone getan hatte. Dem man zutraute, auch ganze Plätze und Fassaden zu gestalten. Dass daraus nichts wurde, macht die Ausstellung dann ebenfalls deutlich. Die Amazone von 1912/13 blieb Stucks einzige Großplastik. Und so gruppieren sich um sie herum viele kleine Bronzegüsse und unterschiedlich patinierte Gipsmodelle, darunter auch ein kleinerer Abguss der kriegerischen Frau.

Frauen - ob reale oder mythologische - gehörten zu Stucks Lieblingsthemen. Und über verschiedene Jahre hinweg lässt sich anhand dieser Frauen-, aber auch anderer Figuren gut erkennen, wie sehr er die Oberflächen erkundete und verschiedene Figurentypen entwickelte. Von muskulös-athletischen Körpern über lineare, klare Formen hin zu abstrahierten, fast rohen Strukturen beim Spätwerk. Gleich beim Eingang findet sich noch ein ganz anderer Typus: ein Relief von Beethoven nach einer Lebendmaske. An der anderen Seite hängen großformatige Abzüge alter Aufnahmen Stucks mit dem Gipsmodel der Amazone in der Kunstakademie. "Einer der wenigen Momente, in denen man Stuck tief in die Augen blicken kann", wie die Kuratorin Margot Brandlhuber sagt.

Im Obergeschoss hat sie zahlreiche Gemälde - darunter viele Leihgaben aus Privatbesitz - auf Staffeleien platziert. Auch hier auf Augenhöhe, "so wie Stuck sie sah, wenn er an die Staffelei trat". Zudem hat Brandlhuber sie in Gruppen arrangiert. Dadurch wirkt die Malerei fast plastisch, fordert die Besucher geradezu auf, um sie herum zu gehen und sie von allen Seiten zu betrachten. Auf den Rückwänden (sie sind durch Glas geschützt) wird offensichtlich, wie Stuck die Leinwände verkeilt oder die Holztafeln vorbereitet hat. Man sieht, wie Restauratoren sie gesichert haben. Und zahlreiche Etiketten geben Hinweise, in welchen Ausstellungen und Auktionen sie schon waren. Erstmals öffentlich zu sehen sind die "Vier Elemente". Die Reliefs wurden gerade restauriert und gehören zu den Bauplastiken des Neuen Ateliers. Ein weiteres Element aus dem Außenraum, das im Innenraum nun ganz anders zu erleben ist. Das ist die Stärke dieser Ausstellung: Man sieht Franz von Stuck und sein Werk in einem anderen Licht.

Betreff: Schicksal Villa Stuck , Museum Villa Stuck, Prinzregentenstr. 60, bis 6. Mai, Di-So 11-18 Uhr

© SZ vom 09.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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