Filmtipp des Tages:Wildes Meer in Cinemascope

Stürme der Leidenschaft, Wogen der Verzweiflung, großes Kino nach Richard Wagner - ein "Fliegender Holländer" aus den Sechzigern, produziert in der DDR in den Sechzigern, unter Leitung von Joachim Herz. Keine brave Verfilmung, sondern ein emotionaler Taumel, in dem Bild und Musik sich gegenseitig befeuern . Dunkel und eng ist das Haus, in dem Senta lebt, das blonde Töchterchen des Seefahrers Daland, sie wird von der Geschichte des fliegenden Holländers gepackt, der ruhelos über die Meere streifen muss, bis die Liebe eines Mädchens ihn erlösen mag. Beim Blick auf sein Porträt schwillt die Musik an, die Leinwand weitet sich - ganz wörtlich, schiebt sich von Normal- auf Cinemascope-Breite -, wildes Meer blendet auf. Es spielt das Gewandhausorchester Leipzig, Ruth Berghaus choreografierte den Chor. Im Holländer hat Wagner sich entdeckt, schrieb der Philosoph Ernst Bloch, rau und einsam.

Der fliegende Holländer, DDR 1964, Regie: Joachim Herz, Mi., 9. Nov., 18.30 Uhr, Filmmuseum, St.-Jakobs-Pl. 1

© SZ vom 09.11.2016 / göt - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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