Filmtipp des Tages:Moskitos in der Geisterstadt

"Du wirst die Liebe wiederfinden!" Eine Telefon-Wahrsagerin ist für den namenlosen Helden in der Mojave-Wüste die letzte Verbindung zur Zivilisation. In California City, das einmal die größte Stadt Kaliforniens werden sollte, herrscht Endzeitstimmung: Auf dem post-apokalyptischen Gebiet, das die Immobilienkrise hinterlassen hat, hat der Protagonist die Aufgabe, die Swimmingpools der leeren und zwangsgeräumten Häuser vor Moskitoplagen zu bewahren. Eine sinnlose Tätigkeit, nachdem nur noch wenige an der Gesellschaft gescheiterte Existenzen in der Geisterstadt übrig geblieben sind. Zudem ist in der Gegend, die von Dürre und Trockenheit geplagt wird, kaum noch Wasser zu finden. Die Leere des Ortes spiegelt die innere Leere der Hauptfigur wider und wird zum perfekten Sinnbild für Depression. Als Regisseur Bastian Günther im Jahr 2009 das erste Mal nach California City kam, war er gleichzeitig schockiert und fasziniert von diesem Ort. In einer Mischung aus Dokumentarfilm, Essay und Fiktion zeigt "California City" () die gespenstischen Überreste einer unhaltbaren kapitalistischen Utopie. Eine Meditation über Verluste, Krisen und ihre Auswirkungen, ein Film aber auch mit Sinn für Humor und einem Blick für bizarre Momente und Begegnungen, an deren Ende ein Aufbruch steht.

California City , Deutschland/USA 2014, Regie: Bastian Günther, Original mit Untertiteln, 16.30 Uhr, Museum-Lichtspiele, Lilienstraße 2, 48 24 03

© SZ vom 25.08.2015 / PRAC - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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