Filmtipp des Tages:Istanbuler Dystopie

Istanbul in naher Zukunft, Gewalt und Misstrauen durchdringt den Alltag der Menschen. Kadir wird unter einer Bedingung frühzeitig aus der Haft in diese dunkle Welt entlassen: Er soll in einem von einer Miliz kontrollierten Viertel nach Sprengsätzen suchen

Istanbul in der nahen Zukunft: Kadir wird nach vielen Jahren Haft auf freien Fuß gesetzt. Bedingung der Entlassung: Er soll für die Polizei im Abfall eines von der Miliz kontrollierten Armenviertels nach Sprengsätzen suchen. Doch als erstes macht er sich auf die Suche nach seinem jüngeren Bruder Ahmet. Er findet ihn, aber das Wiedertreffen ist wenig herzlich. Ahmet ist ein gebrochener Mann. Er säubert das Slum von streunenden Hunden, seine Familie hat ihn gerade verlassen. Mit der Zeit hat er eine Paranoia entwickelt, die das Verhältnis zwischen den Brüdern nicht gerade vereinfacht. Ihre Gespräche fallen lakonisch aus, während durch das Viertel Panzerwagen rollen und Schüsse fallen. Gewalt hat den Alltag der Menschen durchdrungen. Kadir sucht Nächstenliebe und stützt gleichzeitig das System, indem er seine Umgebung bespitzelt. Ahmet tötet Hunde, bis zu dem Tag, an dem er sich entschließt, einen verletzten Hund aufzupäppeln. Und da ist noch der verschwundene Veli, der dritte Bruder im Bunde. Der Regisseur Emin Alper erzählt in "Abluka" in dunkel getönten Bildern eine ebenso dunkle Welt. Hoffnungsfunken gibt es kaum. Es ist die alte Erkenntnis: In einem verrohten System, verrohen selbst die anständigsten Menschen, aus den Opfern werden über kurz oder lang selbst Täter. Ein Teufelskreis.

Abluka - Jeder misstraut j edem (OmU) , Türkei 2015, Regie: Emin Alper, bis Mi., 13. Sep., täglich um 20 Uhr, danach weitere Termine, Werkstattkino, Fraunhoferstr. 9, 260 72 50

© SZ vom 12.09.2017 / magr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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