Filmtipp des Tages:Familie im Ausnahmezustand

Auf dem Totenbett äußert der 70 Jahre alte Familienpatriarch Jean-Baptiste (Jean-Louis Trintignant) einen letzten Wunsch: "Wer mich liebt, nimmt den Zug." Der exzentrische Maler stirbt zwar wenig später in Paris, möchte jedoch in seiner Heimatstadt Limoges bestattet werden. Dieser Bitte kommen Freunde und Familie nach. Gedrängt im Zugabteil bietet sich ihnen eine groteske Aussicht: Jean-Baptistes Sarg wird im Fond eines Kombis zu seiner letzten Ruhestätte transportiert. In dessen Sichtweite eskalieren bisher unterdrückte Emotionen, Feindschaften werden gepflegt und Eifersucht wird geschürt. Der Film, der in der Reihe "Open Scene" des Filmmuseums zu sehen ist, beginnt mit der 400 Kilometer langen Reise. Der Regisseur Patrice Chéreau zeigt Nahaufnahmen einer Familie im Ausnahmezustand.

Wer mich liebt, nimmt den Zug , Frankreich 1998, Regie: Patrice Chéreau, 19 Uhr, in der Reihe "Open Scene", Filmmuseum im Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, 23 39 64 50

© SZ vom 29.10.2015 / .hav - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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