Filmtipp des Tages:Die Sexdarstellerin

Foto: Turanskyj & Ahlrichs Filmprodukt (Foto: N/A)

Die moderne Welt fordert flexible Erwerbsbiografien, fordert Arbeitnehmer, die bereit sind, sich marktgerecht zu optimieren. "Top Girl" ist Tatjana Turanskyjs zweiter Teil in ihrer Trilogie "Frauen und Arbeit". Julia Hummer spielt Helena , eine Frau, die sich als Schauspielerin ihren Lebensunterhalt nicht wirklich finanzieren kann. Sie ist 29 Jahre alt und Mutter einer elfjährigen Tochter. Ihr Geld verdient sie bei einem Escortservice. Als Sexdienstleisterin ist sie gar nicht weit vom Schauspiel entfernt. Ihre Bühne sind die Hotelzimmer, ihre Zuschauer die Männer, die ihre Phantasien auf ihren Körper projizieren. Das allerdings hat bei Turanskyj nichts Erotisches, sondern die kalte Logik der bezahlten Dienstleistung. Helenas Mutter (Susanne Bredehöft) ist Gesangslehrerin, das Verhältnis der beiden nicht das Beste. Die Ökonomisierung knabbert an den Familien und den bürgerlichen Milieus. Die Ware Sex ist von erstaunlicher Banalität und die intimsten Wünsche nichts, was man wirklich wissen wollte. Turanskyjs Film stellt die Verfügungsgewalt der Männer über die Frauen fest und zeigt eine Protagonistin, die sich in dieser Logik weiterentwickelt und damit erhebt über die anderen.

Top Girl, Deutschland 2014, Regie: Tatjana Turanskyi, bis 20. Dezember, tägl. 22.30 Uhr, Werkstattkino, Fraunhoferstraße 9, 26 02 50

© SZ vom 16.12.2016 / CHJ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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