Dass das Genie nur ein Stockwerk über dem Wahnsinn wohnt, wusste schon Arthur Schopenhauer in "Die Welt als Wille und Vorstellung": Wer hoch fliegt, fällt umso tiefer. Brian Wilson, Frontmann der Beach Boys , ist eines dieser Ausnahmetalente. Mit seinem Avantgarde-Pop prägte er ein ganzes Jahrzehnts. Aber der Versuch, die Klänge aus seinem Kopf in reale Sounds umzusetzen, bringt Wilson buchstäblich um den Verstand. Es folgt der Absturz: Drogen, Alkohol, Therapie. Mit "Mercy and Love" schafft Bill Pohlad, ein Produzent, der hier ausnahmsweise auf dem Regiestuhl saß, ein unkonventionelles Biopic, das sich den Eitelkeiten einer Künstlerbiografie entzieht. Minimalistisch und eindrücklich skizziert er stattdessen den ungewollten Umzug eines Genies ins tiefere Stockwerk.
Love and Mercy , USA 2014, Regie: Bill Pohlad, Viehhof-Kino Openair, Tumblingerstraße 29, Einlass 20.30 Uhr