Festspiele:Pragmatische Neuauflage

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Carl-Orff-Festspiele finden 2017 in Andechs und Dießen statt

Von Sabine Reithmaier, München

Eine erfreuliche Nachricht für alle Orff-Freunde: Das Kloster Andechs und die Carl-Orff-Stiftung vertragen sich wieder. Daher gibt es 2017 eine Neuauflage der Carl-Orff-Festspiele, wenn auch in veränderter Form. So beschränkt sich das Festival, das vom 1. bis 23. Juli stattfindet, nicht allein auf den Andechser Florian-Stadl, sondern bezieht Orffs Wohnort Dießen als zweite Spielstätte mit ein. Das Kloster firmiert nicht mehr als Veranstalter, das unternehmerische Risiko übernimmt die Cultus Production GmbH alias Florian Zwipf-Zaharia, der mit dem Garmischer Kultursommer bereits reichlich Festivalerfahrung gesammelt hat. Die Orff-Stiftung unterstützt die Festspiele wie bisher mit 150 000 Euro.

Anfang Mai 2016 hatten die Andechser Benediktiner das Ende der Festspiele verkündet. Als Grund nannten sie "schwerwiegende und nicht mehr zu überbrückende Differenzen" mit der Carl-Orff-Stiftung. Die Kritik der Stiftung, die den Nachlass des Komponisten verwaltet, hatte sich vor allem am künstlerischen Leiter Marcus Everding entzündet, während das Kloster mit dessen Leistung hochzufrieden war. Inzwischen haben sich die Wogen geglättet, was sich schon darin zeigte, dass Wilfried Hiller, Vorsitzender der Orff-Stiftung, und Klostersprecher Martin Glaab bei der Pressekonferenz am Mittwoch immerhin wieder an einem Tisch saßen.

Ganz leicht war dem Kloster die Wiederannäherung wohl nicht gefallen. Es sei ein schwieriger Entscheidungsprozess gewesen, sagte Glaab. Letztlich habe der benediktinische Pragmatismus aber gesiegt. Immerhin hatte der Orden 18 Jahre die Festspiele getragen, bis zum Schluss davon überzeugt, dass Everding seine Sache gut mache. Aber da Orff auf dem Heiligen Berg begraben sei, wolle man sich Veranstaltern nicht verschließen, die sich um Orffs Werke kümmerten. "Wir würden sonst unserer Verantwortung nicht gerecht." Allerdings stellt der Orden den Florian-Stadl nun anderen Kulturanbietern zur Verfügung. "Wir wollen eine größere Kulturvielfalt am Heiligen Berg", sagte Glaab.

In groben Zügen steht das künftige Programm bereits. Laut Konzept soll alljährlich ein Werk gespielt werden, das bislang in Andechs noch nicht zu hören war. Damit erfüllt sich ein Anliegen der Orff-Stiftung, die Everding mangelnde Werkspflege vorgeworfen hatte. Zur Premiere 2017 ist "Diptychon" geplant; so nannte Orff in Analogie zu den einander zugeordneten Bildern eines Zweiflügelaltars die Zusammenstellung seines Weihnachts- und Osterspiels. In Dießen ertönt - wieder einmal - der Dauerbrenner "Carmina Burana", dieses Mal in einem Zelt. Fortgesetzt wird der bereits als Figurentheater begonnene "Griechen-Zyklus". Georg Jenisch hat bereits 2015 in Dießen erfolgreich "Prometheus" inszeniert, 2017 wird er sich den "Ödipus" vorknöpfen.

© SZ vom 03.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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