Festspiel-Konzerte:Feinsinnig

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Bei Kammerkonzerten im Cuvilliés-Theater und Barockabenden in der Kirche St. Anna beweisen Künstler des Bayerischen Staatsorchesters auch in kleiner Besetzung ein gutes Gespür für das Miteinander.

Von Klaus Kalchschmid

Sommer in München bedeutet auch, dass sich Mitglieder des Bayerischen Staatsorchesters während der Opernfestspiele im Cuvilliés-Theater in einer Reihe von Kammerkonzerten mit exquisit in Besetzung und Werkauswahl gemischten Programmen zusammenfinden, wie man sie im regulären Konzertbetrieb kaum findet. Dabei zeigt sich, dass viele Musiker eine geheime Liebe zur intimen Kammermusik pflegen und nicht nur in der Oper ein gutes Gespür für ein stimmiges Miteinander beweisen, sondern auch im Ensemble vom Duo bis zum Sextett feinsinnig aufeinander hören können.

Ein Highlight zwischen Kammermusik und Orchesterliteratur bietet am 26. Juli die Aufführung der 15. Symphonie von Dmitri Schostakowitsch - in der kongenialen Version für Klaviertrio und drei Schlagzeuger von Viktor Derevianko. Nichts fehlt da, ja umgekehrt muss man eigentlich feststellen: Die Essenz dieser letzten Symphonie Schostakowitschs aus dem Jahr 1972 könnte in der transparenten und plastischen Instrumentierung mit diesem Sextett nicht besser zur Geltung kommen. Strukturen werden wie unter dem Skalpell freigelegt und mit Röntgenblick durchleuchtet, aber auch lyrisch entfaltet mit Ausdruck aufgeladen. Zu Beginn gibt es Werke Bachs in Bearbeitung für Cello und Marimba zu hören und am Ende so etwas Verrücktes wie die Sonate für Cello und Schlagzeug von Anatolius Šenderovas.

Einmal Flöte, einmal Klarinette stehen im Zentrum von zwei Konzerten. Paolo Taballione spielt am 4. Juli ein französisches Programm: die berühmte A-Dur-Violin-Sonate von César Franck in Bearbeitung für sein Instrument und Klavier sowie eine Kammermusik-Bearbeitung von Claude Debussys schillerndem "Prélude à l'après-midi d'un faune" sowie Paul Taffanels Fantasie über Webers "Freischütz"; dazu erklingen Werke von Dutilleux und Jolivet sowie Lenskis todessehnsüchtige Arie aus Tschaikowskys "Eugen Onegin".

Oper für alle, die diese Musik bisher nur aus "Pretty Woman" kannten: La Traviata

Andreas Schablas und Martina Beck widmen sich am 22. Juli den beiden Konzertstücken für Klarinette und Bassetthorn von Felix Mendelssohn, der Sonate für zwei Klarinetten op. 7 von Francis Poulenc sowie dem Klarinettenquintett von Jean Françaix. Mit einem Werk von Heinrich Joseph Baermann wird dem berühmten Münchner Klarinettisten und Komponisten Reverenz erwiesen, der von 1806 bis 1834 an der Spitze seiner Instrumentengruppe in der Münchner "Hofinstrumentalkapelle" spielte. So hieß das Staatsorchester zeitweise im 19. Jahrhundert.

Ebenfalls ein Quintett von Jean Françaix steht auf dem Programm des Konzerts am 30. Juli, das auch Raritäten wie ein Quintett von Jean Michel Damase (1928-2013) oder das "Concert à cinq" für Flöte, Geige, Bratsche, Cello und Harfe von Joseph Jongen (1873-1953) enthält. Rachael Wilson vom Opernstudio singt dazu eine Auswahl der wunderbaren "Folk Songs" von Luciano Berio. Am 7. Juli ist sie dabei, wenn ihre Kollegen vom Opernstudio in Werken von Mozart, Rossini, Lortzing und Bellini zu erleben sind.

Ein ganz klassisches Programm wird am 17. Juli geboten: Neben Felix Mendelssohns Streichquartett a-moll op. 13 und Robert Schumanns Klavierquintett Es-Dur op. 44 sind das Schmankerl an diesem Abend dreistimmige Präludien und Fugen Bachs in der Bearbeitung von Mozart.

In Ergänzung der Premiere von Jean-Philippe Rameaus "Les Indes galantes" gibt es zwei Konzerte mit Werken des französischen Barock in der herrlich intimen, prachtvoll ausgestatteten Klosterkirche St. Anna im Lehel: Am 11. Juli spielen dort Barocksolisten des Bayerischen Staatsorchesters zusammen mit der Gambistin Friederike Heumann, die mit ihren Kollegen schon bei vielen Barockopern im Graben des National- oder Prinzregententheaters saß. Am 23. Juli singt Claire Lefillâtre zur Begleitung von Friederike Heumann und Fred Jacobs (Theorbe) französische Airs eines Marc-Antoine Charpentier, die seinerzeit am Hof Ludwig XIV. erklangen. Dazu gibt es Instrumentalmusik von Michel Lambert, Marin Marais und Robert de Visée.

Festspiel-Kammerkonzerte , 4., 17., 22., 26. und 30. Juli, Cuvilliés-Theater, Festspiel-Barockkonzerte , 11. und 25. Juli, Klosterkirche St. Anna im Lehel,

© SZ vom 22.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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