Festival:Globales Jodeln

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In Burghausen trifft sich die Alpenjazz-Szene

Von Oliver Hochkeppel, Burghausen

Wer rastet, der rostet. Dass Untätigkeit auch im wachsenden Wettbewerb der Jazzfestivals gefährlich ist, weiß auch die IG Jazz in Burghausen. Mit der dortigen Jazzwoche veranstaltet der Verein das älteste und wichtigste bayerische Jazzfestival. Dass das Bayerische Fernsehen im nächsten Jahr definitiv erstmals nicht mehr dabei sein wird, ist ein eigenes Thema, ein anderes, dass man das Interesse an der großen März-Veranstaltung auch im Rest des Jahres wach halten will. Seit längerem gibt es deshalb ein Herbstprogramm mit einigen Club-Gigs. Heuer nun setzt man diesen Konzerten - die Echo-Jazz-gekrönte Sängerin Caro Josée und das David Helbock Trio traten bereits auf, fünf weitere folgen - eine Spitze auf: mit dem Mini-Festival "Alps, Brass & Jazz".

"Uns ist schon länger aufgefallen, dass sich in unserem Alpenraum in alle Richtungen etwas tut", sagt Andreas Bentlage von der IG Jazz. Einen nahezu mustergültigen Querschnitt präsentiert man jetzt am Wochenende. Los geht es am Freitag mit dem Schweizer Christian Zehnder, dem Pionier des "global jodeling" und jazzigen Obertongesangs, der als einer der ersten und auf unverwechselbare Weise die Stimmakrobatik der alpinen Volksmusik in Jazz- und Weltmusik-Zusammenhänge überführt hat. An seiner Seite hat er den Pianisten John Wolf Brennan und den russischen Hornisten Arkady Shilkloper, der ebenfalls der erste große Alphorn-Virtuose im Jazz war, bevor Leute wie Matthias Schriefl oder Johannes Bär kamen.

Gleich im Anschluss präsentiert sich sozusagen sein legitimer Nachfolger: Der Berner Andreas Schaerer, den die Burghauser spätestens seit der Jazzwoche in diesem Jahr kennen, bei der er mit seinem grandiosen Sextett Hildegard lernt fliegen auftrat. Er darf derzeit als spannendster Vokalist der Szene gelten. Der Mann, der seinen Stimmbändern nahezu jeden Gesangsstil, jedes Geräusch und diverse Instrumente entlocken kann, und dies auch noch mehrstimmig, ist diesmal mit seinem bewährten österreichischen Trio mit dem Gitarristen Peter Rom und dem Trompeter Martin Eberle zu Gast.

Am Samstag starten Andreas, Markus und Martin Kerber mit dem Bassisten Tiny Schmauch und dem Schlagzeuger Pit Glogl. Ihre Kerberbrothers Alpenfusion gehört seit längerem zu den noch jüngeren Vertretern eines zeitgenössischen und groovenden, transglobalen Mix aus Alpenklängen und Ethno-Underground. Das Finale bleibt einem Veteranen vorbehalten: Der österreichische Saxofonist Wolfgang Puschnig kleidet mit seiner Formation Alpine Aspects (mit dem für sein Lebenswerk mit dem Jazzpreis Baden-Württemberg 2017 bedachten Hornisten Herbert Joos, dem Tubisten Jon Sass, dem Schlagzeuger Reinhard Winkler und den Amstettner Musikanten) traditionelles Kärntner Liedgut in ein zeitgemäßes, improvisiertes Jazzgewand.

Alps, Brass & Jazz ; Freitag und Samstag, 28. und 29. Oktober, 20 Uhr, Jazzkeller im Mautnerschloss Burghausen, www.b-jazz.com

© SZ vom 27.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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