Fernsehen: Krieg um Fußball:Kirch und die "Sportschau"

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Kirch-Manager Hahn sieht im Streit um die TV-Bundesligarechte Betrüger am Werk. Das Kartellamt wolle nur der "Sportschau" helfen. Für die ARD-Sendung ist eine Miniversion im Gespräch.

Schlammschlacht um die Fußball-Bundesliga im Fernsehen. Erst sprach sich das Bundeskartellamt dafür aus, dass Ausschnitte aus den Samstagspielen zeitnah nach Spielschluss zu sehen sein müssten, also zum Beispiel in der "Sportschau" der ARD - dann konterte das Unternehmen des Leo Kirch.

Manager Dieter Hahn spricht von einer "Aufforderung zum Betrug am Wettbewerb". (Foto: Foto: AP)

Dessen Vertrauter Dieter Hahn kündigte nun an, in diesem Fall eine umfangreiche Garantie von 500 Millionen Euro für die Profiklubs nicht mehr aufrecht erhalten zu können. Das Modell ist tot.

Manager Hahn, 47, ist erbost, dass die Kirch-Firma Sirius nun nicht mehr die Kicker-Spiele mit Verve im Pay-TV verkaufen kann. Die frühe "Sportschau" mindert den Wert. Hahn beschuldigte im Spiegel das Kartellamt: Das sei "kein rechtsstaatlich angemessenes Verfahren, sondern pure Interessenpolitik zugunsten der ARD".

Man habe sogar vorgeschlagen, zwei Szenarien auszuschreiben, aber am Ende nur die Variante mit der "Sportschau" zu vergeben. Hahn: "Das Kartellamt hat angeboten, das geheimzuhalten, auch die Sender müssten nicht wissen, dass gar nicht alle Szenarien zur Verfügung stehen. Das ist eine Aufforderung zum Betrug am Wettbewerb."

Ist Kartellamtschef Bernhard Heitzer ein Betrüger? Macht die Bonner Behörde krumme Deals? Der oberste Wettbewerbshüter hatte vor einer Entwicklung wie in Großbritannien gewarnt, bei der die Verbraucher immer mehr Geld für Fußball ausgeben müssten. Dort ist die Liga im Pay-TV zu sehen. "Verglichen mit der aktuellen Situation in Deutschland zahlen englische Verbraucher für weniger als die Hälfte des Angebots den vierfachen Preis", rechnete Heitzer vor.

Die Zentralvermarktung des deutschen Fußballs im Fernsehen über die Deutsche Fußball-Liga (DFL) wollte er unter solchen Bedingungen nicht verwirklicht sehen. Doch die Klubs wollen eine Alternative bieten - eine stark verkürzte Bundesliga-Ausagbe vor 20 Uhr.

Offenbar wird im Vorstand der DFL über die Möglichkeit einer "Mini-Sportschau" diskutiert. Danach würde die Zusammenfassung der Bundesliga-Spiele im frei empfangbaren Fernsehen (Free TV) zukünftig frühzeitig mit einer Gesamtlänge von 30 Minuten angeboten.

Derzeit berichtet die ARD-"Sportschau" samstags knapp 90 Minuten über sechs Partien. Von der Spielzeit 2009/2010 an sollen samstags nur noch fünf Spiele stattfinden. Die Verknappung des Free TV-Angebots könnte für den Pay TV-Anbieter Premiere ein Anreiz sein, mehr als derzeit rund 240 Millionen Euro pro Saison zu zahlen.

Uli Hoeneß, Manager des FC Bayern München, schäumte im eigenen Vereinsinternetfernsehen: "Ich wusste nicht, dass das Kartellamt direkt bei der Regierung und den öffentlich-rechtlichen Sendern unter Vertrag steht. Diese Entscheidung hat gravierende Konsequenzen für die gesamte Liga und vor allem für die kleinen Vereine - da haben wir ein schönes Kuckucksei ins Nest gelegt bekommen."

Das hörte sich an, als habe er schon einmal mit Dieter Hahn über die jüngste Entwicklung telefoniert.

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