DVD: Harry Potter I-IV:"Schluck Schnecken" - Spielchen für den Harry-Fan

Lesezeit: 4 min

Potter-Anhänger können nie genug über die Zauberwelt erfahren. Ergiebige Fundgrube: Die Special-DVDs zu den Filmen. Mit neuen Szenen, Spielen, Interviews - und technischem Ärger.

Silke Lode

Die Stimme aus dem PC-Lautsprecher klingt durchaus vorwurfsvoll. "Wie willst Du jemals in Hogwarts bestehen, wenn Du Dich nicht entscheiden kannst?" Pause. "Hast Du vom Trank der lebenden Toten getrunken?"

Ron und Harry schauen entsetzt das Kostüm an, mit dem Ron in "Harry Potter und der Feuerkelch" auf den Weihnachtsball gehen muss. (Foto: Foto: Warner)

Sie könnte doch auch einfach immer wieder sagen: "Willkommen auf der DVD mit den Extras zum ersten Harry-Potter-Film. Für Hilfe drücken Sie bitte F7."

Nun gut, hartgesottene Fans haben diese Sätze sicher ohnehin nie gehört. Denn gescholten wird nur, wer sich am virtuellen Ausgangspunkt, der großen Halle des Zauber-Internats Hogwarts, zu lange nicht entscheiden kann, auf welchem Weg die Schule erkundet werden soll.

Und auch diejenigen, die sich zwar gerne auf den Weg durch die Phantasiewelt machen würden, aber noch mit dem Steuerungssystem kämpfen. Aber Moment, erst einmal einen Schritt zurück.

Sechs Bücher der Erfolgsserie hat die Autorin Joanne K. Rowling bislang auf den Markt gebracht und schreibt derzeit am siebten und letzten Band. Vier Schuljahre sind bisher verfilmt worden, gerade ist der jüngste Streifen, "Harry Potter und der Feuerkelch", auf DVD erschienen ( Warner Home Video).

Vier Filme: Das ist schon mehr als die Hälfte. Und das Stichwort "Harry Potter" ist nach wie vor Garant für phantastische Verkaufszahlen. Also musste eine DVD-Box her, mit den Schuljahren eins bis vier. Das muss zumindest die Marketing-Logik bei Warner gewesen sein.

Dass die Fans sich auf die neue DVD stürzen würden, war klar, denn die Potter-Anhänger auf der ganzen Welt sind ein besonderer Schlag. Gierig, sehnsüchtig und zugleich voller Trauer warten sie auf das Ende der Geschichte. Sie stürzen sich auf jedes neue Bild, jedes Interview mit der Star-Autorin, jeden noch so winzigen Informationsbrocken.

In Internet-Foren wird aus diesen Puzzel-Stücken und natürlich den Details aus den ersten sechs Bänden wild über mögliche Entwicklungen diskutiert und spekuliert. In genauen Quellen-Angaben und Festhalten am "Kanon" des geschriebenen Textes stehen die Fans Goethe-Forschern kaum nach.

Quotengarant Harry Potter

Die Rechnung der Marketing-Leute ging auf: Schon am ersten Verkaufswochenende sind in Deutschland und Österreich über eine halbe Million DVDs verkauft worden, berichten Händler. Den Fans geht es dabei um mehr als den neusten Film - sie wollen die Specials sehen, die unveröffentlichten Szenen und Interviews, die heute zu fast jeder DVD gehören.

Die neue 4er-Box enttäuscht allerdings, bevor man die erste Scheibe einlegt. Der Schober: Dünne Pappe, bei der sofort die Ecken abgestoßen sind. Booklets: Fehlanzeige. Knappe Informationen gibt es lediglich auf den Rückseiten der vier Doppel-DVDs. Nun ja, vielleicht kommt die Entschädigung dann in Form der Bonus-Discs, die es zu jedem Film gibt.

Doch der nächste Schreck folgt, sobald die erste DVD im PC-Laufwerk liegt. "Stimmen Sie der Installation des Inter Actual Players zu?" Moment. Es ist doch längst ein Video-Player installiert. Also: Abbruch.

Doch die manuelle Auswahl der Scheibe fördert nur einzelne Dateien mit unverständlichen Endungen zu Tage. Disc raus, Disc rein, dann also doch den neuen Player installieren. Als ob Windows mit all den anderen Programmen nicht schon ausgelastet wäre.

Früher jagte Mad-Eye Moodey böse Zauberer und hat dabei ein Auge verloren. (Foto: Foto: Warner)

Intro-Trailer, Begrüßungstext - und nun? Vermutlich soll das Steuerungssystem verspielt sein. Ungeübte stellt es vor eine weitere Hürde und bringt ihnen den Spruch vom Trank der lebenden Toten ein, von dem man angeblich einen Schluck erwischt hat.

Irgendwann findet man den Weg in die Potter-Welt mit Spielchen, Interviews, ungesehenen Szenen und Making-Of-Filmen dann doch.

Plötzlich meldet sich wieder die Installations-Oberfläche. Was denn nun schon wieder, iPix? Auf der Packung war nie davon die Rede, dass diese Zusatzprogramme eingerichtet werden müssen.

Bildschirmschoner und Eulenpost soll es auf der ersten DVD für PC-Nutzer als Bonus geben - lohnt es sich wirklich, dafür noch ein Programm zu installieren? Vielleicht doch erst mal die anderen DVDs anschauen.

Das zweite Jahr: Harry Potter und die Kammer des Schreckens. Zufrieden liest der neue Player die DVD. Diesmal ist eine Schulbank der Ausgangspunkt, um den Weg zu zusätzlichen Szenen, Gesprächen, einem weiteren Klassenzimmer oder einem Zaubersprüche-Quiz zu finden. Wen trifft der Spruch "Schluck Schnecken"? Und was bewirkt der Ausruf "Serpent Sortia"?

Einige Extras funktionieren wieder nicht, hartnäckig wird nach iPix verlangt. So geht das auch mit dem "Gefangenen von Askaban" und dem "Feuerkelch". Die Spielchen und Führungen sind nett gemacht, keine Frage. Und in den Interviews erfährt man tatsächlich einiges über die Zusammenarbeit zwischen dem Film-Team und der Autorin.

Die neuste DVD: Mehr Inhalt

Eine der lustigsten Anekdoten erzählt Rupert Grint, der den rothaarigen Ron Weasley spielt. Der Regisseur des dritten Films, Alfonso Cuarón, hat das Helden-Trio aufgefordert, einen Aufsatz aus der Perspektive ihrer Charaktere zu schreiben. Grint hat ihn nie abgegeben: "Genau das hätte Ron gemacht."

Die Special-DVD zu "Feuerkelch" ist gegenüber den Vorgängern leicht verändert worden: Alles ist etwas übersichtlicher, weniger verspielt, dafür bietet sie mehr Inhalt. Das wird die Fans freuen. Über eine Stunde Filmmaterial gibt es rund um das vierte Schuljahr, in dem Harry im Trimagischen Turnier bestehen muss.

Im Zentrum steht das "Trio" - über eine halbe Stunde reden Dan Radcliffe, Emma Watson und Rupert Grint mit Filmgröße Richard Curtis und einigen Fans. In einem anderen Clip blicken die Kinder-Darsteller auf vier Jahre am Set zurück, die Freundschaften und das Erwachsenwerden mit den anderen Darstellern.

Der größte Ärger: die Technik

Acht neue Szenen werden auch gezeigt, die allerdings wenig Neues zeigen. Und natürlich darf wieder gespielt werden - diesmal als Held im Trimagischen Turnier. Ein Highlight ist der Clip über die Entstehung des Film-Voldemorts: Er zeigt die Entwicklung von Modellen und Konzepten, die Arbeit des Schauspielers Ralph Fiennes und den ausgereiften Leinwand-Bösewicht.

Fazit: Hartgesottene Fans werden in den Extras der Potter-DVDs bestimmt einige Puzzelstücke finden, die auf der Suche nach dem Ende der Geschichte mehr oder weniger hilfreich sind.

In der Vergangenheit haben sie zum Beispiel aus den Filmen mehr über die Gefühle zwischen Ron, Hermione und Harry erfahren als aus den bislang veröffentlichten Büchern. Die Potterianer nahmen das ernst, da sie aus den DVD-Interviews wussten, dass J.K. Rowling ein wachsames Auge auf solche Details hat.

Der technische Ärger ist allerdings mehr als nur ein Haar in der Suppe: Er verdirbt die Lust am Spiel, die auf den DVDs an sich eindeutig erwünscht ist. Die billige äußere Ausstattung ist einfach nur unschön, aber vermutlich kann nur so eine neue De-Luxe-Potter-Box verkauft werden - vielleicht schon nach dem fünften Film.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: