DJ-Set:Rückkehr der Disco

Giorgio Moroder legt im Lovelace auf

Von Christian Jooß-Bernau, München

Die Zukunft war gestern. "I Remember Yesterday" hieß das Album. Der Titelsong, er swingte orchestriert wie eine Broadwayshow der Vierziger. Nur der Beat marschierte verdächtig zeitgeistig zu Donna Summers lasziver, immer leicht abwesender Stimme. Der Beat hielt das Album zusammen, das als Zeitreise durch die Jahrzehnte konzipiert war. Auf der B-Seite waren die Bläser dann bei "Black Lady" im funky Phillysound angelangt.

Und dann kam sie, die Synthesizer-Sequenz, die 1977 die Musikgeschichte ändern sollte, der Moog-Bass. Und Summers Stimme, somnambul durch die Kulisse der Technik gleitend. Der Produzent Giorgio Moroder brachte die Tradition der amerikanischen Funk- und Soul-Industrie zusammen mit der psychedelischen Elektro-Vision, die man in Teilen der Kraut-Rock-Szene aufziehen sah. "I Feel Love" war der Song, dem Moroder Zeit seiner Karriere nie mehr entkommen sollte.

Dass, wer heute Innovation sucht, sich nicht Moroders Album "Déja Vu" von 2015 anhören sollte, steht auf einem anderen Blatt. Der Klangfuturismus von einst aber ist schönste Nostalgie, unauflöslich verbunden mit dem München der Siebziger und Achtziger, den Musicland-Studios und dem bröckelnden Arabella-Hochhaus. Moroders DJ-Set im Lovelace ist eingebunden in eine Disco-Nacht die das ganze Haus auf vier Ebenen zum Tanzen bringen soll, als gäbe es kein Morgen.

We feel love - Giogio Moroder live at Lovelace, Sa., 16. Juni, 20 Uhr, Lovelace, Kardinal-Faulhaber-Str. 1

© SZ vom 16.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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