Wer dachte, 100 Euro für das Konzert von Robbie Williams im Herbst 2005 wären viel Geld gewesen, hat noch nichts von den Rolling Stones gehört. Im Juli und August kommen die Altrocker für acht Konzerte nach Deutschland. 98 Euro kostet ein Stehplatz für das Event. Wer sitzen möchte, muss schlappe 190 Euro auf den Tisch legen.
Dagegen nehmen sich die Kollegen von Bon Jovi geradezu bescheiden aus. Vier Konzerte gibt die Band im Mai 2006 in Deutschland, die Fans müssen 64 Euro löhnen. Auch Depeche Mode sind zum Schnäppchenpreis zu sehen: 45 Euro pro Karte verlangen die Briten für ihre Konzerte, die zwischen Januar und März in Deutschland stattfinden.
Doch auch die deutschen Stars stehen zumindest in punkto Ticketpreise ihren internationalen Vorbildern in nichts nach. Wer Udo Jürgens auf seiner Tournee im Februar erleben möchte, muss 91 Euro eine Eintrittskarte in der ersten Reihe bezahlen. Etwas gemäßigter geht es im März bei Xavier Naidoo zu: Etwas über 40 Euro kostet die teuerste Karte. Kleiner Trost: Man kann Naidoo auch schon für 26 Euro sehen - auf den billigsten Plätzen.
Die Veranstalter begründen den Anstieg der Ticketpreise mit den hohen Gagenforderungen der Superstars. Knapp 50 Prozent des Eintrittspreises gehen direkt an die Bands. Dazu sind die Kosten für Bühnenshow, Werbung und Logistik deutlich angestiegen. Aus diesem Grund steigt der durchschnittliche Eintrittskartenpreis auf 40-50 Euro für nationale Künstler. Internationale Superstars können aber das Doppelte verlangen.
Grund dafür ist das Verhalten der Fans. Die Tickets für das Konzert von Robbie Williams in Berlin waren nach wenigen Stunden ausverkauft - trotz der erhöhten Preise. Ähnlich verhielt es sich mit Karten für irische Rockband U2. Trotz 80 Euro Eintritt gab es am zweiten Verkaufstag bereits nur noch Resttickets. Dabei können sich die deutschen Fans noch glücklich schätzen: In den Vereinigten Staaten verlangen Superstars wie Barbara Streisand auch schon mal zwischen 700 und 900 Euro für eine einzige Eintrittskarte.
Keine Frage: Konzerte sind Ereignisse, mehr als je zuvor. Den Fans reicht es nicht mehr aus, nur eine CD zu besitzen oder den Künstler im Fernsehen zu bewundern. Ein Live-Act ist die einzige Möglichkeit, seinen Liebling direkt zu erleben und seine Leidenschaft mit anderen Fans zu teilen. Aus diesem Grund ist für viele Anhängern der Preis für eine Karte eher von sekundärer Bedeutung. "Ich will Robbie sehen, koste es, was es wolle", schrieen die Fans an den Vorverkaufsstellen. Bis zu zwei Prozent wächst der Live-Bereich pro Jahr, im Gegensatz zu den eher rückläufigen Verkaufszahlen von Tonträgern.
Dabei soll 2006 ein Konzertjahr der Superlative werden. Eros Ramazzotti gibt sich im Mai die Ehre (27-56 Euro), James Blunt kommt bereits im Januar (28,50 Euro). Die Bloodhound Gang rockt im Februar durch Deutschland (30,75 Euro), Katie Melua erscheint im März (42,50 Euro). Auch Robbie Williams tourt wieder, allein in München wird er drei Konzerte geben, die bereits ausverkauft sind. Bei Ebay werden bereits 499 Euro für zwei Tickets plus Übernachtung geboten.
Auch viele Altstars werden 2006 in Deutschland zu sehen sein. Höhepunkt dabei ist der gemeinsame Auftritt von Alice Cooper und Deep Purple. Im Februar touren sie gemeinsam durch Deutschland und werden wohl sämtliche Hallen füllen. Die Ticketpreise für das Event bewegen sich zwischen 47,30 und 58,50 Euro. Dazu besuchen noch Eric Clapton (Juli; 29-74 Euro), die Eagles (Mai, 40-109 Euro) und Santana (Mai, 27-70 Euro) die deutschen Hallen.
Von den deutschen Künstlern gehen Silbermond (27 Euro), Tokio Hotel (27 Euro) und Rosenstolz auf Tournee.
Viel zu tun also für die deutschen Musikfans. Wem allerdings die Eintrittskarten zu teuer sind, kann auf ein anderes Event in Deutschland ausweichen. Bei einem kleinen Fußballturnier im Juni und Juli gibt es Karten bereits ab 35 Euro.